Liebenswertes Bad Godesberg

16. April 2020 | Gesellschaft, Jürgen Huber | 0 Kommentare

Eine Kolumne über den Stadtteil

Wenn in Bonn oder Beuel von Bad Godesberg gesprochen wird, gibt es offensichtlich nicht viel zu sagen. Der Tunnel kommt gleich ins Gespräch. Und der traurige Fall Niklas. Aber diese Stadt hat mehr zu bieten.

Jürgen Huber

Gehen Sie einmal am Rhein spazieren, zwischen Godesberger und Mehlemer Fähre. Sie haben auf den Wegen eine wunderbare Aussicht auf die Oberkasseler Steinbrüche oder den Drachenfels. Und Schiffe auf dem Rhein können durchaus spannend sein. Oder Sie laufen durchs Villenviertel, der Bereich zwischen Wurzerstraße und Rheinallee.

Absolut sehenswert ist die Muffendorfer Hauptstraße mit ihren schönen Fachwerkhäusern. Hier kommen Nostalgietränen in meine Augen. Denn im Oktober 1969 gründete Juppi Schäfer das legendäre Underground. Der Horror unserer Eltern. Die letzten einhundert Meter musste ich damals nur der Nase nach gehen, und ein süßlicher Haschischgeruch führte mich sicher zum Ziel. Hier traten Gruppen wie Scorpions, Queen, Uriah Heep, Birth Control und Steamhammer auf.

Ist der Kurpark schon einen Besuch wert, sind im Trinkpavillon die Veranstaltungen in dieser von Bürger*innen für Bürger*innen betriebenen Kulturstätte durchaus erwähnenswert. Zurzeit wird hier mit Hilfe ehrenamtlicher Kräfte das Kurfürsten Quellwasser ausgeschenkt. Schanktermine, interessante Lesungen, Konzerte und vieles mehr gibt es hier: www.buergerbadgodesberg.de

Mogelpackung urbane Zukunft

Sitzung des Ausschusses für Planung, Verkehr und Denkmalschutz:

In der Tagesordnung fanden sich viele wichtige Punkte in Sachen Verkehr, die aber zu einem großen Anteil vertagt wurden.

Dafür durfte ich mir einen Beitrag zum Rahmenplan Bundesviertel des Hannoveraner Planungsbüros Cityförster anhören. Es handelt sich grob um das Gebiet zwischen Kennedyallee und Reuterstraße in Nord-Süd-Richtung und dem Rhein sowie der Eisenbahn in Ost-West-Richtung.

Die ersten Töne hörten sich hoffnungsvoll an. Es wurde von Wohnen und Arbeiten vor Ort, einem Vorbild für die Verkehrswende und einem großen Beitrag zum Umweltschutz gesprochen. Es soll ein Mix aus einem Drittel Wohnungen und zwei Dritteln Arbeiten sein; mit allen Möglichkeiten zum Einkaufen und diversen sozialen Einrichtungen.

Als ich dann eine Fotomontage des geplanten Geländes präsentiert bekam, wusste ich, dass Ästhetik ein durchaus unterschiedlich zu bewertender Begriff ist. Hier ein Hochhaus, da ein Hochhaus, dazwischen niedrige Gebäude.

Bereits vorhandene Grünschneisen wurden, so wie ich es verstanden habe, als neu dargestellt. Hier sollte schon noch einmal genau nachgefragt werden, wie viel Grün gegenüber jetzt verschwinden wird, denn das Grün sorgt für erfrischende Kühle.

Die Verkehrsproblematik wurde in der Theorie fantasievoll gelöst. Das Büro setzt auf die Schiene als Zubringer für die Angestellten im Viertel. Dazu ist es notwendig, große P&R-Plätze außerhalb der Stadtgrenzen Bonns zu installieren.

Nach meinem jetzigen Wissensstand müssen sich die Nachbargemeinden erst einmal darüber im Klaren sein, dass sie etwas von den Menschen haben, die in ihren Gemeinden wohnen und in Bonn arbeiten. Das geht nicht ohne Bemühungen, wie zum Beispiel die Bereitstellung von P&R Plätzen in der Gemeinde.

Auch die Seilbahn zwischen Oberkassel und dem Bundesviertel ist Bestandteil dieser Planung. Die „urbane“ Fortbewegung, also das Bewegen innerhalb des Viertels, soll durch großzügig angelegte Fußgänger- und Radwege bequem und ohne Auto vonstattengehen.

Weitere Infos: www.bonner-baukultur.de

Mutierender Tausendfüßler?

Versammlung zum Thema Verbreiterung der A 565 (Tausendfüßler):

In dieser Versammlung eines engagierten Bonner Ehepaares, im weiteren Text Initiatoren genannt, wurde einem Kreis von 25 Personen die Konsequenz dieser Verbreiterung von vier auf faktisch acht Spuren sehr eindrucksvoll vor Augen geführt.

Kontakt: autobahnbonn@gmx.de

Zuerst die Informationen:

Mit der Argumentation, der Tausendfüßler sei so marode, dass er bei Nichtstun in den nächsten zwei Jahren gesperrt werden müsse, verbreitert StraßenNRW die Fundamente des Endenicher Eis so, dass die Autobahn 565 auch mit mindestens sechs Spuren hindurch passt. Die Anpassung des Endenicher Ei´s, nur ganz nebenbei, beinhaltet nach den bisherigen Planungen keinen Radschnellweg und keine Busspur, auch die evtl. darüber führende Hardtbergbahn wird in keiner Weise berücksichtig. Laut Aussage der Initiatoren würde StraßenNRW eben Straßen bauen.

Bei diesem Thema kommt nun der Plan ins Spiel:

Ein dreispuriger Ausbau der A 565 in beide Richtungen plus Standspur mit Schallschutzwänden von bis zu zwölf Metern Höhe. Wir sprechen von der Strecke zwischen Kreuz Bonn-Nord und Abfahrt Reuterstraße.

Die Kapazität der Kraftfahrzeuge (Kfz) soll von 70.000 auf 115.000 pro Tag erhöht werden. Damit nicht genug: Ein riesiges Abwasser-Rückhaltebecken auf dem Gelände der Universität „Auf dem Hügel 6“, ein ursprünglicher Lenné-Park, soll auf Kosten der Grünfläche dieses noch intakten historischen Parks, der für die Autobahn geopfert wird, gebaut werden.

Es beeinträchtigt das Kaltluftentstehungsgebiet für die Bonner Innenstadt. Die heute die Autobahn begleitenden Bäume verschwinden vollständig. Eine vorgeschriebene Ersatzbepflanzung muss laut den Initiatoren nicht in Bonn erfolgen, sondern kann auch außerhalb, zum Beispiel in der Wahner Heide durchgeführt werden.

In der anschließenden Diskussion wurde vor allem die Frage behandelt,  ob im Rahmen der Verkehrswende die Notwendigkeit einer solchen Maßnahme gegeben sei. Auch die Einflussmöglichkeit der Stadt Bonn unter dem Aspekt des ausgerufenen Klimanotstandes in Bonn wurde angesprochen.

Ein Vertreter der GRÜNEN stellte fest, dass die Stadt nicht mehr Möglichkeiten habe als die Bonner Bürger*innen, denn beide Projekte seien Bundes- und Landessache. Eine konkrete Aussage der Politik sei dazu nicht zu erhalten, denn es bestehe die Gefahr, sollte dieses Projekt nicht durchgeführt werden, dass die Südtangente wieder aufleben könne.

Intensiv wurden die Auswirkungen auf das lokale Klima diskutiert. Man kann sicher annehmen, dass die geplanten sehr hohen Lärmschutzwände den Luftaustausch für Bonn erschweren und teilweise unmöglich machen. Außerdem dürfte der neue massige, um das Doppelte verbreiterte Baukörper an heißen Tagen die riesige gespeicherte Wärmemenge in der Nacht in die Bonner Luft abgeben.

Ich habe den Eindruck, dass in weiten Teilen der Bonner Politik die Meinung besteht: „Das ist gegessen, da können wir eh nichts machen.“ Doch das ist falsch, denn das „Planfeststellungsverfahren“ hat noch gar nicht begonnen und sspätestens hier haben sowohl Bürger*innen als auch die Parteien die Möglichkeit,  Einsprüche zu erheben und gegebenenfalls auch zu klagen. Aber besser ist es, sich jetzt schon zu engagieren.

Nach meiner Meinung darf es nicht sein, dass die Spaltung Bonns durch die neue, sehr viel massivere Autobahn noch vergrößert wird. Mit all den Konsequenzen, die eine Mehrbelastung von 45.000 Kraftfahrzeugen pro Tag mit sich bringt.

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