Frugale Technologien und solidarische Landwirtschaft

27. Oktober 2025 | Ausgabe 5/2025 „Auf Entdeckungstour“, Gastautor*in, Gesellschaft, Nachhaltigkeit, SoLawi | 0 Kommentare

Frugale Technologien und solidarische Landwirtschaft. Welche Verbindung besteht zwischen den beiden?

Solawis (Solidarische Landwirtschaft) bzw. CSA (Communitysupported agriculture) werden oft als soziale Innovation beschrieben. Sie sind darüber hinaus auch Labore für eine nachhaltige Landwirtschaft und technische Innovationen.


Roberto Tinoco, Solawi Bonn/RheinSieg e.V.


Am 14. Juni 2025 haben Mitarbeiter der Solawi Bonn einen Workshop zum Thema „Frugale Technologien“ beim „Unfreeze your Brain“ Festival der Alanus Hochschule organisiert. Mit theoretischen Inputs und Praxisbeispielen wurden gemeinsam OpenSourceLösungen aus der Holz, Metall und Digitalwerkstatt vom Fachteam und den Mitgliedern der Solawis zusammengetragen, die ein Potenzial für Boden, Klima und Biodiversitätsschutz zeigen.

Unter „frugalen Technologien“ versteht man Techniken oder Innovationen, die eine hohe Effizienz haben, bei gleichzeitig niedrigem Ressourceneinsatz. Weitere Vorteile sind damit eine geringere Auswirkung auf die Umwelt, einfacher Umgang und Handhabung. Drei Beispiele aus der Solawi Bonn und benachbarter Solawi Köln und GemüseKoop Köln wurden als „Case Studies“ vorgestellt:

  1. Die Erdmiete, eine uralte Lagerungstechnik, die mit moderner Sensorik ausgestattet wurde.
  2. Bau eines Schlauchs an der Pflanzmaschine, mit der die Jungpflanzenreihen direkt beim Pflanzen punktuell bewässert werden können.
  3. Eine Waschtrommel für Knollengemüse (Möhren, Pastinaken und Co.), die aus einem Zementmischer gefertigt wurde.

Roberto Tinoco, Alanus Unfreeze your Brain Festival
Foto: SoLawi Bonn/Rhein-Sieg

Seit der Gründung der Solawi Bonn im Jahr 2013 unter dem Dach von „Bonn im Wandel“ ist das Landwirtschaftskollektiv in Mitarbeiterzahl, Knowhow und Anbaufläche unter regenerativen Ansätzen gewachsen. Es wird nicht nur Gemüse nach Bioland-Standards produziert, sondern auch diverse Umweltleistungen wie Humusaufbau, Boden und Grundwasserschutz und Biodiversitätsleistungen erbracht. Die Suche nach bodenschonenden und ressourcensparenden Maßnahmen ist ein permanenter Learning-by-Doing-Prozess. Die Expertise unserer Tüftler, technikaffiner Mitgliedern, spielt eine wichtige Rolle. Mit deren Hilfe werden nämlich die Geräte nach den Prinzipien der regenerativen Landwirtschaft angepasst. Auch wenn monetäre Ressourcen für einige Entwicklungen fehlen, sind doch lösungsorientierte Ideen ausgiebig vorhanden, z. B. für die Anpassung alter Geräte oder die Ausstattung mit Sensorik und IT-Werkzeugen. Hinter dem kritischen und manchmal skeptischen (manchmal auch amüsierten) Blick unserer Nachbarbauern auf unsere Arbeit und Geräte sprießen trotzdem konstruktive Hinweise und Korrekturen, die uns helfen, unsere Techniken zu verbessern und unseren Output zu erhöhen.

Mit Blick in die mittelfristige Zukunft und im Betracht auf unseren anstehenden Umzug in ein neues größeres Zuhause – müssen wir technisch und logistisch priorisieren, welche Elemente nun impulsgebend sind:

  • Metallkreislauf: Welche alten Maschinen müs sen wir für den Bodenschutz neu konzipieren?
  • Energiekreislauf: Erdmiete für OffGridLage rung – was passiert, wenn uralte Technik und digitalisierte Sensorik zusammentreffen?
  • Organischer Kreislauf: Welche Agrarreststoffe gelten als Quelle für Zellstoff und für die Ent wicklung innovativer Biomaterialien im Anbau statt Kunststofffolien?
  • Solidarische Textilien: Welche Pflanzen eig nen sich für den Anbau in einer CSA oder CSXStruktur zur nachhaltigen Textilherstel lung?

Die Zukunft der Landwirtschaft denkt in Kreisläufen: Materialien fließen vom Feld in den Haushalt als Nahrungsmittel und die Pflanzenreste zurück zum Hof, wo sie weiterverarbeitet werden können. Die Palette der neuen Produkte, die dabei entstehen können, ist breit: von hochwertigem Kompost bis zu Zellstoff oder faserbasierten Produkten. Das Potenzial für neue und spannende Arbeitsplätze und Vermarktungswege ist ebenso enorm. Frugale Technologien spielen dabei eine Schlüsselrolle.

Kontakt zum Mitwirken oder Unterstützen unter info@solawibonn.de.

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