Ein vielfältiger Service
Claria Weber
In der Bonner Radstation, hinter dem Hauptbahnhof, kann man nicht nur sein Fahrrad unterstellen. Es gibt dort auch eine Reparaturwerkstatt und es können Fahrräder ausgeliehen werden. Alte Drahtesel werden gerne als Spende angenommen.
Muss man mit der DB zu seiner Arbeitsstelle fahren und hat dann noch zusätzlich eine kleinere Anfahrt zu bewältigen, dann ist eine kleine Tour auf dem Rad morgens und abends eine angenehme sportliche Betätigung. Nur wohin damit, wenn man den ganzen Tag unterwegs ist? Etwas mulmig ist einem zumute, wenn man sein Rad irgendwo in der Nähe des Bahnhofs abstellt. Die Bonner Radstation ist da eine echte Alternative.
In der Quantiusstraße zwischen Südunterführung und Hintereingang zur DB findet man ein provisorisches Gebäude aus relativ unansehnlichen Containern. Hier befindet sich die Radstation, die von der Bonner Caritas betrieben wird. Schaut man dort hinein, sieht man Unmengen von Fahrrädern, die dort bewacht werden. 320 Stellplätze gibt es hier. Man kann sich gar nicht vorstellen, sein Fahrrad beim Abholen dort wiederzufinden. Aber es gibt Nummern-
kärtchen und auf dem Boden sind die entsprechenden Zahlenbereiche aufgezeichnet. Benö-
tigt man eine regelmäßige Unterbringung seines Gefährts, dann ist ein Jahresticket mit
75 € am günstigsten. Aber auch einen Monats- oder Tagesaufenthalt mit jeweils 7,50 € bzw.
0,80 € können gebucht werden.
Ist man nur zu Besuch in Bonn und hat sein Fahrrad nicht zur Verfügung, dann kann man sich auch eines ausleihen (10 € pro Tag). Je länger man es benötigt, umso günstiger wird es. Auch 2 E-Bikes und ein Tandem stehen zum Verleih bereit. Sie sind natürlich teurer. Einen Tag Fahrrad fahren ohne zu Strampeln ist für 25 € zu haben. Auch Helme und Kindersitze können ausgeliehen werden. Leicht vorstellbar, dass man immer eine Kaution hinterlegen muss.
Die Bonner Radstation bietet weitere Serviceleistungen an. Defekte Fahrräder können preiswert repariert werden. Ein Anruf genügt und man macht einen Termin ab, an dem man das Fahrrad hinbringen kann. In der Regel ist es noch am selben Tag fertig. Auf Reparaturen hat sich besonders die Bonner Fahrradbude in der Mackestraße, unweit vom Verteilerkreis, spezialisiert. Sie wird ebenfalls von der Caritas unterhalten. Hier können auch Codierungen vorgenommen werden, die bei der Suche von Fahrrädern nach einem Diebstahl hilfreich sind.
Alte Räder, die nicht mehr in Gebrauch sind, werden auch gerne als Spende angenommen. Sie werden repariert und können dann verkauft werden. Der Erlös fließt wieder in die Radstation.
Für alle Reparaturen werden junge Leute eingesetzt, die zur Zeit keine Arbeit haben und schwer vermittelbar sind. Sie lernen hier, wie man ein Fahrrad wieder flott macht, außerdem gibt es alle 14 Tage theoretischen Unterricht. Dafür steht eine Sozialarbeiterin zur Verfügung. Eine pädagogische Mitarbeitern ist Ansprechpartner für Probleme privater und beruflicher Natur. Nach Ablauf des Praktikums hilft die Caritas den jungen Leuten eine feste Anstellung zu finden. Es gibt zur Zeit 24 Praktikumsplätze. Man arbeitet 5-6 Stunden im Schichtdienst zwischen 6 und 22:30 Uhr.
Jetzt im Winter ist es in der Radstation lausig kalt, was den Fahrrädern zwar nichts ausmacht, aber man fragt sich, wie es den jungen Leuten bei diesen Temperaturen so geht. Wann die Radstation endlich aus ihrem Provisorium herauskommt, diese Frage kann auch die derzeitige Leiterin der Station, Frau Kunze, nicht beantworten. Man werde ständig vertröstet und das ginge nun schon seit 2009 so. Kompliziert wird die Sache dadurch, dass mehrere Parteien beteiligt sind: Die Stadt Bonn, die DB, die Caritas und ein Investor. Letzterer will ein Studentenheim bauen auf dem Gelände, wo die Container jetzt stehen. Dort soll die Radstation irgendwann einmal ihr endgültiges Zuhause finden. Dafür wird aber ein Zwischenprovisorium gebraucht. Als solches soll das Autoparkhaus hinter dem Bahnhof dienen.
Zur Radstation Bonn: https://www.radstationbonn.de/start/
Erschienen in der BUZ 1_14
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