Trinkwasser – immer ein guter Durstlöscher

25. Mai 2023 | Nostalgie, Umwelt | 0 Kommentare

Köstliches Nass

Claria Weber


Unser Trinkwasser stammt zu circa 64 Prozent aus den Tiefen der Erde. Wie alt es ist, wenn wir es hochpumpen, weiß keiner. Der Boden hat es zuvor gut gefiltert. Eine weitere Reinigung erfolgt im Trinkwasserwerk. Unser Trinkwasser hat einen guten Ruf. Aber die Analysemethoden haben sich in den letzten Jahren verbessert, sodass man mittlerweile Stoffe findet, die man dort früher nicht vermutet hätte.

Morgens nach dem Aufwachen zunächst mal eine warme Dusche, das weckt die Lebensgeister und vertreibt schlechte Laune. Anschließend einen Toast und eine heiße Tasse Tee und die Müdigkeit ist hoffentlich überwunden. Nach dem Frühstück das Zähneputzen nicht vergessen und der Arbeitstag kann beginnen. Schon morgens früh verbrauchen wir eine Menge Wasser. Egal, was man damit macht, ob man sein Auto damit wäscht oder ob man das Wasser trinkt, es handelt sich in jedem Fall um Trinkwasser.
Trinkwasser wird aus Grundwasser oder Oberflächengewässern gewonnen und anschließend im Trinkwasserwerk aufbereitet. Flusswasser wird nicht direkt genutzt, sondern als Uferfiltrat gesammelt. Dabei wird, wie beim Grundwasser, die Filterfunktion des Bodens ausgenutzt. Schwermetalle können z.B. an Bodenteilchen hängen bleiben. Bakterien können organische Verbindungen abbauen. Manche Stoffe mögen sie aber nicht, sodass diese unfermentiert ins Grundwasser gelangen können. Wasserschutzzonen im Einzugsgebiet sorgen dafür, dass das Wasser schon vor der Aufbereitung eine möglichst gute Qualität besitzt. Unser Bonner Wasser stammt aus der Wahnbachtalsperre bei Siegburg. Darüberhinaus versorgt diese den Rhein-Sieg-Kreis und den Landkreis Ahrweiler mit Trinkwasser.

Was geschieht im Trinkwasserwerk?

Die Trinkwasserverordnung von 2001 ist eine Umsetzung einer EU-Richtlinie und gibt Auskunft darüber, welche Anforderungen an Wasser zu stellen sind, das der Mensch jeden Tag benutzt und trinkt. Sie enthält Grenzwerte für Schadstoffe, die über Landwirtschaft, Industrie und Verkehr in den Boden und damit ins Grundwasser gelangen können. Dazu gehören verschiedene Schwermetalle, wie Blei, Quecksilber, Cadmium oder Schädlingsbekämpfungsmittel. In den letzten Jahren hat man auch Medikamente und andere Stoffe gefunden, für die es noch keine Grenzwerte gibt. Gerade Medikamente werden im Boden schlecht abgebaut. Ein weiterer BUZ-Artikel beschäftigt sich mit diesem Problem.
Trinkwasser sollte möglichst keimfrei sein. Da eine Untersuchung auf viele verschiedene Keime sehr aufwendig ist, nimmt man das Darmbakterium Escherichia coli als Indikatorkeim. Tritt dieser in zu großer Menge auf, dann ist das Trinkwasser mit Fäkalien in Berührung gekommen und es muss weiteren Untersuchungen unterzogen werden. Im Trinkwasserwerk wird es daher mit Chlor versetzt oder mit UV bestrahlt.
Besitzt das Wasser zuviele Calcium- und Magnesiumsalze, dann muss es enthärtet werden. Aus Gesundheitsgründen wäre dies nicht notwendig, im Gegenteil, wir brauchen diese Salze dringend zum Aufbau von Knochen und Zähnen. Sie verleihen dem Wasser außerdem einen besseren Geschmack. Unseren Heißwassergeräten und unserer Waschmaschine bekommt der Kalk aber überhaupt nicht. Das Bonner Trinkwasser ist jedoch relativ weich. Der Wasserkocher muss bei uns daher selten entkalkt werden.
Schadstoffe und Keime können aber auch über die Wasserrohre, außerhalb des Hauses oder im Haus, ins Trinkwasser gelangen. Hierfür kann man nicht mehr das Wasserwerk verantwortlich machen. Hauseigentümer, die Wohnungen vermieten, sind hier nach einer Reform der Trinkwasserverordnung von 2011 stärker in der Pflicht. In alten Bleirohren kann sich das Schwermetall lösen, besonders wenn das Wasser lange in der Leitung steht. Morgens sollte man daher das Wasser längere Zeit laufen lassen. Mieter müssen darüber entsprechend informiert werden. Auch Legionellen können sich in den Rohren vermehren, besonders stark zwischen 40 und 60 Grad. Eingeatmete Legionellen können bei Abwehrschwäche zu Lungenentzündungen führen. Am einfachsten kann man dieses Problem lösen, indem man das Heißwasser auf über 60 Grad einstellt.
Wie sinnvoll ist eine zusätzliche Aufbereitung des Trinkwassers im Haushalt? Die Werbung macht uns da allerlei Versprechungen. Die Verbraucherberatungen raten nicht unbedingt dazu, da es auch bei bestimmungsmäßigem Gebrauch zu Verkeimungen kommen könnte. Einen Filter für alles gibt es ohnehin nicht. Ein Grund zur Filtration wäre eventuell das obengenannte Problem mit dem Blei, das sich aus alten Rohren löst. Man sollte sich hierzu genau informieren. Vielleicht sind neue Rohre die bessere Alternative.

Macht Wassersparen Sinn?

Die EU hält ihre Bürger dazu an, nicht zu verschwenderisch mit dem Trinkwasser umzugehen. Deutschland hat sich hier als Musterknabe erwiesen. 1997 hat noch jeder pro Tag 147 Liter Wasser verbraucht. Dank Wasserspartasten und Sparduschköpfen sind wir 2007 sogar bei 122 Liter angelangt. Das meiste Wasser wird für Duschen und Baden verwendet (36%).
27 % rauschen jeden Tag pro Kopf durch die
Toilette. Fürs Essen und Trinken werden nur
2 % eingesetzt. Sparsamer sind nur die Belgier mit 120 Litern. Spanien dagegegen steht mit 270 Liter als Verschwender da.
Je weniger Wasser ich verbrauche, desto besser, denkt mancher Bürger; zumal man dabei ja auch noch Geld sparen könnte. Vor weiteren Sparanstrengungen warnen jedoch die Wasserwerke und auch das Umweltbundesamt sieht darin keinen Sinn. Deutschland ist ein niederschlagsreiches Land. Entsprechend sind genug Grundwasserreserven vorhanden. Anders sieht es dagegegen in südeuropäischen Ländern, wie z.B. Spanien, aus. Hier kommt auch noch das Problem hinzu, dass das Leitungssystem marode ist und viel Wasser unnötigerweise verloren geht.
Die hiesigen Wasserwerke beschweren sich, dass die Wasserrohre nicht genug durchspült werden. Als Folge kann es in Abwasserrohren zu Verstopfungen kommen, die mit viel Mühe und viel Wasser dann wieder rückgängig gemacht werden müssen. In Trinkwasserrohren kommt es zu Verkeimungen, wenn weniger Wasser durchfließt. Billiger wird unser Wasser durch Sparen auch nicht, da der Wasserpreis hauptsächlich durch die Fixkosten festgelegt ist.
Ein bisschen soll sich unser Gewissen dennoch regen, wenn wir stundenlang unter der warmen Dusche stehen, denn Energie sparen ist jetzt und in Zukunft angesagt.

Erschienen in der BUZ 2_13

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