Nostalgie – Mineralwasser

4. Mai 2023 | Gastautor*in, Gesellschaft, Nostalgie, Umwelt | 0 Kommentare

Aus der Tiefe der Erde


Claria Weber


Historische Brunnenanlagen stehen heute oft unter Denkmalschutz und sind touristische Anziehungspunkte. Brunnen dienen aber auch der Gewinnung eines unserer wichtigsten Lebensmittel, dem Trinkwasser. Wasser, das sich lange in sehr tiefen Erdschichten aufhält, gewinnt man als natürliches Mineralwasser und Heilwasser. Tafelwasser, das beim ersten Blick auf die Wasserflasche wie Mineralwasser aussieht, ist dagegen normales Trinkwasser.

An heißen Tagen im Sommer geht man selten ohne Flasche aus dem Haus. Das kohlendioxidhaltige Wasser löscht besonders gut den Durst und ist erfrischend. Legt man nur Wert auf die Kohlensäure, kann man sich Sprudel auch aus normalem Trinkwasser selber herstellen, aber das finden viele unpraktisch. Das ist wahrscheinlich der Hauptgrund, warum man immer wieder zur Mineralwasserflasche greift. Außerdem gilt das Wasser aus der Flasche als gesundes Lebensmittel.

Ist Mineralwasser in jedem Fall gesünder als normales Trinkwasser? Es enthält zwar mehr Mineralien, aber z.B. würde man ein stark natriumhaltiges Mineralwasser einem Patienten mit Bluthochdruck eher nicht empfehlen. Man muss daher auf die Zusammensetzung achten und die ist, je nach Quelle, bei jedem Wasser anders. Ein Mineralwasser ist auch nicht frei von Schadstoffen. Aus Gesteinen können sich giftige Schwermetalle lösen, die dann im Wasser auftauchen. Auch Radioisotope, wie Radium und Uran, können in geringen Mengen nachgewiesen werden. Für Uran gibt es neuerdings einen Grenzwert. Für Säuglinge sollte man nur Mineralwässer auswählen, auf denen die Aufschrift “ Für Säuglinge geeignet“ steht. Abgesehen von Schadstoffen, darf der Mineralstoffgehalt der Nahrung insgesamt nicht zu hoch sein, da die kindlichen Nieren noch nicht optimal arbeiten.

Mineralwasser, Heilwasser oder Tafelwasser?

Mineralwasser hat sich in tiefen Erdschichten, die noch unter dem normalen Grundwasser liegen, angesammelt. Es muss sich dabei um von menschlichen Einflüssen geschützte Vorkommen handeln. Auch Krankheitserreger findet man hier nicht. Das Wasser hat oft eine lange Reise hinter sich und kann mehrere Hundert Jahre alt sein. Dabei hat es viele Mineralien aus den Gesteinen herausgelöst, daher der Name Mineralwasser. Durch Vulkangesteine gelangt auch Kohlendioxid ins Wasser. Es reagiert mit diesem zu Kohlensäure, die den leicht säuerlichen Geschmack verursacht. Besonders kohlensäurehaltige Wässer tragen den Namen „Säuerling“. Es gibt aber auch „stille“ Wässer mit wenig Kohlensäure. Sie können mitunter Keime enthalten, da die Kohlensäure konservierend wirkt. Säuglingen und abwehrgeschwächten Patienten sind diese Wässer nicht zu empfehlen.

Analysewerte des Wassers
Bild: Claria Weber

´Natürliches Mineralwasser muss am Ursprungsort in Flaschen abgefüllt werden. Wie damit umzugehen ist, steht in der Mineral- und Tafelwasserverordnung. Auf dem Etikett muss z.B. der Ort und der Name der Quelle stehen. Außerdem müssen Haltbarkeit, Analysewerte und Behandlungsverfahren angegeben werden. Es gibt Grenzwerte für natürliche Schadstoffe, die denen des normalen Trinkwassers entsprechen. Können die Grenzwerte nicht eingehalten werden, erhält das Wasser keine amtliche Zulassung. Eine Aufbereitung wie im Trinkwasserwerk ist nur eingeschränkt möglich. Ausnahme ist Kohlendioxid, das entfernt oder zugesetzt werden darf. Außerdem ist es erlaubt, Schwefel und Eisen herauszufiltern.

Bei verschiedenen gesundheitlichen Beschwerden sind Heilwässer zu empfehlen. Man holt sie, wie natürliches Mineralwasser, tief aus der Erde. Sie müssen ebenfalls vor Ort in Flaschen abgefüllt werden. Heilwässer unterliegen aber nicht der Mineral- und Tafelwasserverordnung, sondern dem Arzneimittelgesetz. Entsprechend wird es in der medizinischen Therapie eingesetzt und sollte nicht bedenkenlos getrunken werden. Bei häufigem Sodbrennen ist beispielsweise ein Wasser mit viel Hydrogencarbonat die erste Wahl. Dieser Mineralstoff reagiert basisch und puffert die Magensäure ab. Heilwässer müssen mindestens 1 Gramm pro Liter an Mineralstoffen enthalten.
In Geschäften findet man oft Flaschen mit der Aufschrift „Tafelwasser“. So edel der Name klingt, es handelt sich dabei meistens um normales Trinkwasser, kann aber auch andere Wässer enthalten. Es benötigt keine amtliche Anerkennung, wie das natürliche Mineralwasser. Mineralien dürfen entfernt, aber auch zugefügt werden. Hier gibt es keinerlei Einschränkungen. Tafelwasser wird nicht am Quellort in Flaschen abgefüllt, sondern darf in Tankwagen transportiert werden.

Glas oder Kunststoff?

Wasser wird relativ häufig in Mehrwegflaschen angeboten. Allerdings geht auch hier der Trend in Richtung Einweg. Jedes zweite Getränk wird heute in Einwegflaschen angeboten, trotz der Pflandpflicht, die eigentlich das Gegenteil bewirken sollte. 2004 lag der Mehrweganteil noch bei 71 Prozent. Mehrwegflaschen haben eine günstigere Ökobilanz, wenn das Wasser aus der Umgebung kommt. Kunststoffflaschen schneiden besser ab als Glasflaschen, da sie leichter sind. Aus diesem Grund sind sie auch angenehmer für den Verbraucher. Ein Nachteil ist, dass man im Wasser von Kunststoffflaschen vermehrt Weichmacher findet, die hormonähnliche Wirkungen haben können. Besonders betroffen sind weiche Kunststoffe, die aber eher in Einwegflaschen verwendet werden. Gesund und ökologisch sind also Mehrwegglasflaschen, deren Wasser nicht zu weit gereist ist.

Erschienen in der BUZ 5_13

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