Feuchte Landschaften

8. Juni 2023 | Nostalgie, Umwelt | 0 Kommentare

Ohne Wasser kein Moor

Claria Weber


Nachdem die Moore jahrhundertlang ausgebeutet wurden, ist man nun reichlich spät zur der Ansicht gelangt, dass diese einzigartigen Biotope wichtige ökologische Bedeutungen haben und daher erhaltenswert sind. Wiedervernässungen und eine Extensivierung der Nutzung sollen zur Renaturierung der Moore beitragen.

Moorlandschaften haben immer etwas Gruseliges an sich. In manchen Kriminalgeschichen werden Leichen im Moor versenkt und die unheimlich wirkende Landschaft trägt zur Spannung bei. Solche Leichen sind auch nach vielen Jahrhunderten extrem gut erhalten. Dies hängt mit dem säurehaltigen Boden zusammen, in dem sich keine Bakterien vermehren, die organische Substanzen abbauen können.
Moore findet man überall, wo es besonders feucht ist, innerhalb von Deutschland z.B. in Schleswig- Holstein, Niedersachsen, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern. Ursprünglich bestand 3 – 4 Prozent der Landfläche Deutschlands aus Mooren, davon ist nur noch ein kleiner Teil, etwa 1 – 2 Prozent, in seinem ursprünglichen Zustand. Der Rest wurde in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt oder zum Torfabbau benutzt. Während man in einem “normalen” Boden hauptsächlich Mineralstoffe findet, die durch Zerfall von Gesteinen entstanden sind, setzt sich ein Moorboden vorwiegend aus Wasser und organischer Substanz zusammen. Dieses Torfmaterial entsteht durch unvollständigen Abbau von Pflanzen unter wässrigen und damit anaeroben (sauerstoffarmen) Bedingungen. Solche Verhältnisse lagen nach der letzten Eiszeit vor etwa 10 000 Jahren vor. Damals regnete es viel, das Eis schmolz und der Boden wurde mit Wasser geflutet.
Niedermoore entstehen z.B. durch Verlandung von nährstoffreichen Seen. Dabei dringen die Uferpflanzen bis zur Seemitte vor, sterben ab und werden unvollständig zersetzt. Hierauf wachsen neue Pflanzen mit denen das Gleiche passiert. So entsteht allmählich eine Torfschicht. Niedermoore haben Kontakt zum Grundwasser. Man findet hier einen reichen Pflanzenbestand, z.B. Schilf, Rohrkolben oder Weiden.
Aus Niedermooren können auch Hochmoore entstehen. Dabei wächst der Moorboden hügelförmig an. Hier spielen vor allem Torfmoose eine wichtige Rolle. Allmählich verliert der Boden den Kontakt zum Grundwasser und wird nur noch von Regenwasser gespeist, das nur wenig Nährstoffe enthält. Stickstoff ist Mangelware. Außerdem ist der Boden, bedingt durch den Stoffwechsel der Torfmoose, sauer. Entsprechend ist die Flora artenarm und sehr speziell. Man findet hier den seltenen Sonnentau, der sich seinen Stickstoff nicht aus Nitrat, sondern aus Fleisch besorgt. Dazu fängt er Fliegen ein, die an seinen klebrigen Drüsenhaaren hängen bleiben.

Ökologische Bedeutung der Moorlandschaft

Neben dem Vorkommen seltener Pflanzenarten, haben Moore noch weitere ökologische Bedeutungen. Sie binden extrem viel Kohlenstoff, von der Menge her in etwa soviel wie der gesamte Wald, obwohl dessen Fläche in Deutschland circa 30 Prozent beträgt. Dies hängt damit zusammen, dass die moorbildenden Pflanzen nur wenig zersetzt vorliegen. Für eine landwirtschaftliche Nutzung der Moorflächen muss der Boden entwässert werden. Durch Sauerstoffzufuhr kommt es dann zum Abbau der organischen Stoffmasse und damit zu einer Mineralisierung des Bodens. Der Kohlenstoff wird dabei als Kohlendioxid frei und verstärkt den Treibhauseffekt. Hinzu kommen dann noch Lachgasemissionen, die durch das Düngen verursacht, werden. Sie haben eine 200fach stärkere Klimawirkung als Kohlendioxid. Mit der Trockenlegung des Moors gehen auch dessen stark wasserspeichernde Funktionen verloren. Im Falle einer Überschwemmung ist der Torfboden in der Lage vermehrt Wasser aufzunehmen und trägt damit zum Hochwasserschutz bei.
In früheren Jahrhunderten wurde Torf als Brennmaterial verwendet. Während in Deutschland diese Art der Nutzung kaum noch eine Rolle spielt, werden z.B. in Finnland Torfkraftwerke gefördert. Beim Torf handelt es sich zwar um Biomasse, deren energetische Nutzung sinnvoll ist, wenn das bei der Verbrennung emittierte Kohlendioxid vorher aus der Luft aufgenommen wurde. Dies ist aber beim Torf nicht der Fall. Torf spielt in Deutschland eine große Rolle im Gartenbau. Besonders sinnvoll ist das nicht. Hochmoortorf ist nährstoffarm und sauer. Einen solch niedrigen pH-Wert mögen nur wenige Pflanzen. Dünger muss außerdem hinzugefügt werden. Einen nachhaltigen Ersatz bildet Kompost, den man selber erzeugen kann, wenn man einen Garten hat.

Rettungsmaßnahme: Wiedervernässung

Seit einigen Jahren setzt sich die Einsicht immer mehr durch, dass ein Schutz der Moorlandschaften sinnvoll ist. Eine Renaturierung geschädigter Moore ist möglich. Solche Maßnahmen müssen aber über Jahrzehnte weitergeführt werden. Dabei wird der Boden wieder vernässt, z.B. durch Schließung der Drainagerohre. Wichtig ist eine richtige Einstellung des Wasserstandes. Ist dieser zu hoch, entweicht zuviel von dem Treibhausgas Methan aus dem Boden. Auch eine extensive Bewirtschaftung wird diskutiert. Der Anbau von Pflanzen, die auch natürlicherweise im Moor wachsen, würde wenig Pestizide und Dünger benötigen. Erlen könnten zu Energieversorgung eingesetzt werden. Schilf- und Rohrglanzgräser sind zur Isolierung und zum Dachbau geeignet. Diese Formen der Bewirtschaftung sind jedoch zur Zeit noch in Erprobung. Überhaupt gibt es in diesem Bereich noch eine Menge Forschungsbedarf.

Erschienen in der BUZ 3_15

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