Mit der IHK nach Utrecht
Eine Studienfahrt nach Utrecht stand am 22.09.2023 auf dem Programm. Eingeladen hatten dazu die IHK Bonn/Rhein-Sieg und die Stadt Bonn. 30 Teilnehmende aus der Verwaltung, aus Verbänden und aus der Politik erhielten einen umfassenden Einblick in eine moderne Metropole.
Rainer Bohnet
Utrecht ist die viertgrößte Stadt der Niederlande, hat den größten Bahnhof des Landes und einen überragenden Anteil an Radfahrenden mit dem größten Fahrradparkhaus der Welt.
Der Centralbahnhof Utrecht ist der größte Bahnhof der Niederlande und hat für die Stadt eine überragende Bedeutung. Er liegt exakt in der Mitte zwischen dem modernen Teil Utrechts und der Altstadt. Das Stadthaus liegt ebenfalls direkt am Centralbahnhof und das größte Fahrradparkhaus der Welt mit über 12.000 Stellplätzen findet sich auch dort.
Allein der Bahnhof (Bild rechts) hat eine große Bedeutung für die Mobilität innerhalb der Stadt und die rund 60.000 Menschen, die täglich nach Utrecht pendeln. Rund 80 Prozent der Pendler*innen erreichen jeden Werktag die City per Bus, Bahn oder Fahrrad. Ein traumhafter Wert.
Die Lage und die Frequenz des Bahnhofs sorgen für Modal-Split-Werte, von denen wir in Deutschland nur träumen können. Vor allem die Zugfrequenz ist bemerkenswert. Die Züge fahren im Minutentakt und sind überraschend pünktlich. Utrecht wird weiter wachsen und die Basis dafür ist die Universität mit 90.000 Studierenden.
Der Blick nach Utrecht zeigt, dass die Verkehrswende nicht zum Niedergang des Einzelhandels führt. Auch wenn das Fahrrad in Holland natürlich gesellschaftlich eine größere Rolle spielt als in Deutschland. Leerstände in der Utrechter Altstadt werden in enger Kooperation zwischen Stadt und Einzelhandelsverband gemeinsam analysiert und behoben. Ein Modell, das auch in Bonn sinnvoll wäre.
Téléo Toulouse – europäisches Vorbild
Die städtische Seilbahn in Toulouse kann als Vorbild für das Bonner Seilbahn Projekt dienen. Téléo ist der Name der städtischen Seilbahn in Toulouse. Sie ging im Mai 2022 in Betrieb und ist derzeitig die längste urbane und für den innerstädtischen Nahverkehr bedeutendste europäische Luftseilbahn.
Dr. Andreas Spaeth (Verkehrswendebündnis Wetzlar)
Stadt und ÖPNV in Toulouse
Die Gemeinde Toulouse hat circa 500.000 Einwohner, die Metropolregion circa 800.000 Einwohner. Damit ist Toulouse noch vor Bordeaux, Nizza und Lille viertgrößte Stadt in Frankreich. Sie ist seit 2016 die Regionalhauptstadt der neu verfassten Region Okzitanien. Die jüngste Regional- und Industriepolitik fördert hier sowohl die Luft- und Raumfahrtindustrie als auch die Verlagerung von Bildung und Forschung aus der Hauptstadtregion. Die Zuwanderung insbesondere aus Nord-und Westafrika führte ebenso zum Bevölkerungswachstum in Südfrankreich wie die Landflucht. Südfrankreich erfuhr eine stärkere Entleerung des ländlichen Raums als die eher großbäuerlichen Regionen Nordfrankreichs. Durch den Airbus-Hauptstandort in Toulouse wurde auch in die Stadtentwicklung und den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) stark investiert.
Der ÖPNV besitzt drei fahrerlose Metrolinien, der Schienen- Regionalverkehr auf dem alten Schienennetz wurde wieder reaktiviert und mit großen Park& Ride Plätzen versehen und neue Straßenbahnlinien erreichen die äußeren Gemeinden der Metropolregion: Die innerstädtischen Buslinien sind bereits klimafreundlich umgerüstet und wie in den meisten französischen Mittelstädten ist die Altstadt autofrei und wird mit Elektrokleinbussen sogenannten ‚Navettes‘ erschlossen. Im Stadtbereich wurde großzügig Straßenraum in Bus- und Fahradspuren umgewidmet. Topografisch bedingt wird dieses bereits hervorragend ausgebaute ÖPNV-Netz durch die neue Seilbahn ergänzt, welche zum günstigen Nahverkehr-Tarif genutzt werden kann.
Die Seilbahn überwindet das eingeschnittene Flusstal der Garonne im Süden der Stadt und verbindet zwei Metrostationen und die Universitätsstandorte. Dies sichert einen hohen Auslastungsgrad. Zugleich ist sie eine touristische Attraktion, indem sie Ausblicke auf Fluss und Stadt ermöglicht. Sie ist drei Kilometer lang, hat eine Zwischenstation und wurde gegenüber einer vergleichbaren Brückenlösung, die auch einen stärkeren ökologischen Eingriff bedeutet hätte, mit circa 90 Millionen Euro relativ kostengünstig errichtet. Coronabedingt erfolgte eine Kostenerhöhung von 15 Prozent. Das Bau-Konsortium führte die Firma Poma der Unternehmensgruppe Leitner an. Betreiber ist ausschließlich die örtliche Nahverkehrsfirma Tisséo. Die Seilbahn ist Teil einer Stadtentwicklungsplanung im Süden, da dort auch die wachsenden Industrie- und Universitätsstandorte konzentriert sind.
Referenz
Der Berichterstatter besuchte Toulouse Ende September 2023 im Rahmen einer Recherchereise zu erfolgreichen Beispielen europäischer Verkehrswende, die ihn auch nach Montpellier, Vitoria/Gasteiz, Pamplona und verschiedene französische Mittelstädte führte. Er ist Mitglied im Verkehrswendebündnis Wetzlar.
https://www.ladepeche.fr/2022/06/07/toulouse-le-covid- 19-alourdit-la-facture-de-teleo-de-6-millions-deuros- 10344030.php# https://www.teleo-tisseo.fr/index.php?locale=de_DE
Streitgespräch über die Verkehrswende
Die Volkshochschule der Stadt Bonn und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) Bonn/Rhein-Sieg/Ahr e.V. laden
am Dienstag, den 20. Februar 2024 um 18:00 Uhr
zu einem Streitgespräch über die Verkehrswende in das Haus der Bildung ein.
Folgende Podiumsteilnehmenden haben zugesagt:
» Prof. Dr. Stephan Wimmers, IHK Bonn/ Rhein-Sieg
» Karina Kröber, City-Marketing Bonn e.V.
» Jannis Vassiliou, Einzelhandelsverband Bonn/Rhein-Sieg/Euskirchen e.V.
» Rainer Bohnet, Verkehrsclub Deutschland (VCD) Bonn/Rhein-Sieg/Ahr e.V.
» Gerd Billen, Allgemeiner Deutscher Fahrradclub (ADFC) Bonn/Rhein-Sieg
Bitte merken Sie/merkt Euch diesen Termin vor.
Wir freuen uns auf Ihr/Euer zahlreiches Kommen.
Mit freundlichen Grüßen
Rainer Bohnet
Vorsitzender, VCD Bonn/Rhein-Sieg/Ahr e. V.
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