Erstes Pilotprojekt Fahrradzone in NRW?
Mit der Novelle der Straßenverkehrsordnung können unter gewissen Voraussetzungen Fahrradzonen ähnlich wie Tempo-30-Zonen eingerichtet werden. Ein Bürgerantrag an die Stadt Bonn regt an, auf den Straßen rund um den Uni-Campus Poppelsdorf dem Radverkehr den Vorrang zu geben, indem sie zu einer Fahrradzone zusammengefasst werden. Nach mehreren Corona-bedingten Vertagungen steht nun die abschließende Beratung über den Bürgerantrag in der Bezirksvertretung Bonn an. Nach Beschluss des Ausschusses für Mobilität und Verkehr empfiehlt sich die uneingeschränkte Umsetzung des Bürgerantrags. Die BUZ berichtete bereits in den Ausgaben Juli/August (Teil 1) und November/Dezember 2020 (Teil 2).
Zur Einrichtung einer Fahrradzone am Campus Poppelsdorf wurde von Ralf Wolff, in Vertretung für das Ökozentrum Bonn, und von Valeska Decker, Promotionsstudentin an der Universität Bonn, ein Bürgerantrag (Nr. 201852) bei der Stadt Bonn eingereicht. Beide freuen sich, dass der Ausschuss für Mobilität und Verkehr das Projekt positiv begutachtete und eine Empfehlung zur Umsetzung an die Bezirksvertretung Bonn ausgesprochen hat.
Auf dem Weg zur Annahme?
Mit dem Votum des Ausschusses für Mobilität und Verkehr, diese Anregung ungeändert umzusetzen, ist der Bürgerantrag noch nicht angenommen. Es ist jedoch ein starkes Signal an die Bezirksvertretung Bonn, die Einrichtung von Bonns erster Fahrradzone einzuleiten. Die betreffenden Straßen sind zum Teil in öffentlicher Hand. Eigentümerin ist hier die Stadt Bonn, zum überwiegenden Teil aber sind sie Eigentum der Universität Bonn oder dem Land NRW.
Am 30. Juni entscheidet die Bezirksvertretung Bonn über die Annahme des Bürgerantrags. Die Antragstellerin und der Antragsteller sind zuversichtlich und hoffen auf einen Erfolg mit stadtweiter Wirkung.
Wie geht es nach Annahme durch die Bezirksvertretung Bonn weiter?
Wenn die Bezirksvertretung Bonn zustimmt, erhält die Stadtverwaltung grünes Licht, auf die Universität Bonn und das Land NRW als Eigentümerinnen zuzugehen, um ein Konzept für das Pilotprojekt Fahrradzone Campus Poppelsdorf zu erarbeiten. Diese Fahrradzone würde nicht direkt fest installiert, sondern zunächst in Form eines Verkehrsversuchs über einige Monate erprobt werden. Bisher konnte die Stadt Bonn lediglich grundsätzlich prüfen, ob das Pilotprojekt Fahrradzone mit diesem Verkehrsversuch beginnen kann. Der Verkehrsversuch würde dann sechs Monate dauern.
„Ziel ist es, eine Situation, die sich im Versuch bewährt hat, in einen dauerhaften Zustand zu überführen. Zum konkreten Umsetzungstermin können wir jedoch zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussage treffen“, so Frau Kemena von der Stadtverwaltung Bonn, Mobilitätsmanagement und Nahmobilität/Radverkehr, bei einer Online-Konferenz mit dem Ökozentrum Bonn. Im Verkehrsversuch werden Verkehrszählungen durchgeführt und Erkenntnisse für die rechtskonforme Einbindung aller betreffenden Straßen in die Zone gewonnen. Schön wäre, wenn das Pilotprojekt dann auf dem Radaktionstag 2022 zum Abschluss des Stadtradelns thematisiert werden würde, finden die Antragstellenden.
Umwidmung der Nußallee und Pilotprojekt Fahrradzone
Bereits 2015 gab es Bestrebungen, die Nußallee fahrradfreundlicher zu gestalten. Mit der baulichen Erweiterung des Campus Poppelsdorf sollte ein weitgehend autofreier Campus entstehen. Das wurde mit einem Mobilitätskonzept im Bebauungsplan (Nr. 7621-54) festgeschrieben: Die Hauptdurchfahrt, die Nußallee, sollte Fahrradstraße werden. Schließlich wurde die Umwidmung der Nußallee zur Fahrradstraße von der Bezirksvertretung Bonn vor zwei Jahren beschlossen. Die Umsetzung zur Fahrradstraße ist im Zuge der Ausführung der vierten Baustufe des Fahrradstraßenkonzepts der Stadt Bonn bis Ende 2022 geplant.
Letztlich sei an der Nußallee eine Mobilitätsstation inklusive Carsharing und einer Fahrradluftpumpe vorgesehen, auf der Wolfgang-Paul-Allee eine exklusive Station mit überdachten Fahrradstellplätzen sowie Fahrradluftpumpe. Der Bau dieser Stationen solle bis Ende 2022 fertiggestellt sein, so die Verwaltung.
Nach Ansicht der Antragstellerin und des Antragstellers kann das Pilotprojekt Fahrradzone sofort nach Umwidmung der Nußallee in eine Fahrradstraße mit dem Verkehrsversuch beginnen.
Dies würde zeigen, dass es als wichtig und dringlich erachtet wird, eine Fahrradzone auf dem gesamten Campus und angrenzend einzurichten. Schließlich zeigte eine schnelle Umsetzung den politischen Willen zur Unterstützung des Radverkehrs und somit zur Verkehrswende.
Appell
Es gibt bereits jetzt viele Unterstützer*innen für dieses Projekt. Neben dem ADFC Bonn/Rhein-Sieg und dem Radentscheid-Team Bonn sowie vielen privaten Zustimmungen hat sich auch das Referat für Ökologie des AStA der Universität Bonn sehr für die Umsetzung ausgesprochen.
Die Antragstellenden appellieren nun an Politik, Stadtverwaltung und schließlich an die Universitätsleitung als Haupteigentümerin, dieses Pilotprojekt zeitnah zu starten. Dessen Erprobung wird Erkenntnisse für die stadtweite Verkehrssicherheit und Akzeptanz des Fahrradverkehrs hervorbringen und hoffentlich an anderen Stellen in Bonn Nachahmung finden.
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