Heute: An der Bushaltestelle
Ich warte auf meinen Bus. Es ist Mittag und hier sind viele Schüler*innen unterwegs. Es herrscht ein reges Treiben.
Walter Rodenstock
Schülerin Chantal: Der Bus hat schon wieder Verspätung, ich werde zu spät zum Date kommen.
Schülerin Anna: Sei froh, es ist besser so, dein neuer Typ passt sowieso nicht zu dir. Glaube mir.
Schülerin Chantal: Woher weisst du denn das; bist nur neidisch, weil der hat Abi und jetzt sogar einen neuen Job bei der Stadt, macht jetzt in Umwelt in so einem Amt. Das ist jetzt ganz wichtig geworden. Er muss aber vollfrüh raus, jeden Tag – der Arme.
Schülerin Elly: Du bist die Arme, der labert dich total voll mit seinem Dauerthema Klimawandel; ich krich die Krise.
Älterer Herr: Ihr wisst doch gar nicht was Krise ist. Wir Älteren haben den Krieg erlebt, da waren wir noch jünger als ihr jetzt. Da mussten wir durch und ihr jammert, wenn der Bus später kommt.
Schüler Kevin: Hey Opa, was laberst du da. Schon mitbekommen? In Europa ist wieder Krieg, nicht bei uns, aber das kommt immer näher. Vielleicht muss ich bald Soldat sein. Da hab ich Angst, meine Freunde auch. Auch die Flüchtlinge sind Folge der Kriege, besonders in Afrika und Vorderasien. Aber viel gravierender sind die Folgen des Klimawandels, da kommen noch mehr. Mein Vater sagt, das sind Wirtschaftsflüchtlinge, die hat die Merkel reingelassen. Mein Vater ist auch Wirtschaftsflüchtling, er flüchtet immer wieder in die Wirtschaft an der Ecke. Aber meine Mutter lässt ihn dann nicht mehr rein. Manchmal.
Lehrer: Hier seid ihr also. Immer noch nicht weiter. Aber merkt auch: Über Geflüchtete macht man keine Scherze, die haben ein hartes Schicksal, deren Warten ist lebensgefährlich. Eigentlich wollen die auch nur gut leben und glücklich sein, so wie ihr. Das Land teilt den Kommunen die Geflüchteten zu und die städtischen Ämter müssen zusehen, wie sie die unterkriegen und versorgen. Oben wird entschieden und unten muss gehandelt werden; und das ist die kommunale Ebene. Das sind wir. Wenn also euer Sportunterricht ausfällt, weil dort die Asylanten untergebracht sind, dann ist das blöde für euch, aber keine Katastrophe.
Schülerin Chantal: Ist es doch; denn wenn ich mich nicht bewege, dann werde ich dick und kein Typ interessiert sich für mich.
Schülerin Anna: Dann musst du eben mehr Fahrrad fahren und weniger essen; das hilft auch schon. Der Umwelt hilft das auch, wenn du weniger isst und weniger wegwirfst. Du brauchst auch nicht immer neue Klamotten. Secondhand ist doch jetzt in.
Ältere Dame: Könntet ihr eure Tasche vom Sitz nehmen, ich möchte mich setzen.
Schülerin Elly: Warum müssen die Alten denn immer die Busse vollmachen, wenn Schul-
rushhour ist. Die haben doch Zeit genug.
Ältere Dame: Ich war schon seit heute Morgen beim Arzt, das hat viel länger gedauert. Termine sind knapp. Aber meine Generation hat gelernt geduldig zu sein. Ihr könnt doch mit dem Fahrrad zur Schule fahren.
Schülerin Anna: Viel zu gefährlich; neulich ist eine Freundin vom Lastwagen angefahren worden. Jetzt liegt sie im Krankenhaus. Der Verkehr in der Stadt hat krass zugenommen. Fahrradstraßen gibt es zu wenige und auch die sind nicht sicher solange es ignorante Raser gibt.
Lehrer: Das Kollegium unserer Schule war erfolgreich mit der Begrenzung auf
Tempo 30 vor der Schule. Leider lässt die geltende Straßenverkehrsordnung des Bundes kein generelles Tempolimit auf städtischen Straßen zu; Ausnahmen: Schulen, Kindergärten und ausgewählte Straßenabschnitte wegen Lärmschutz. Da kann die Stadtverwaltung nichts machen. Absurd ist, dass gerade bei Grundschulen das Verkehrsproblem besonders relevant ist, weil die besorgten Eltern mit ihren SUV direkt vor das Schultor fahren wollen, zum Wohle ihrer Kleinsten.
Ältere Dame: Auch Geschwindigkeitsübertretungen nehmen zu. Gefährdet sind die Schwächsten. Die Kontrollen müssten verschärft werden. Aber es fehlt an Personal, obwohl sich das wegen der Einnahmen durch Bußgelder sehr wohl lohnen würde. Aber Kommunalpolitiker*innen und die Stadtverwaltung scheuen den kleinbürgerlichen Widerstand.
Älterer Herr: Auch Busfahrer*innen fehlen, deshalb gibt es eben viele Verspätungen oder Totalausfälle. Immerhin sind Menschen aus über 40 Nationen bei den Stadtwerken beschäftigt. Auch die sind Bonn. Wenn die nicht wären, würde sich das Warten überhaupt nicht lohnen. Ja, es gibt ab und zu Sprachbarrieren, aber freundlich sind sie immer, helfen beim Einsteigen. Das weiß ich gerade als gebrechlicher Mensch zu schätzen.
Schüler Kevin: Auch die Müllabfuhr würde ohne Mitarbeiter*innen mit Migrationshintergrund nicht funktionieren. Auch die sind Bonn. Übrigens Leute, mein Vater fährt einen voll elektrisch betriebenen Müllsammelwagen. Ich schwöre. Ganz leise, affengeil, eh. Immer mehr Busse fahren elektrisch. Und in meiner Nachbarschaft gibt es immer mehr E-Autos. In Bonn tut sich was.
Schülerin Elly: Wenn ich 18 bin, will ich auch ein geiles E-Auto haben. Das hol ich mir. Auf echt!
Lehrer: Holen allein reicht nicht, man muss die auch bezahlen können. Die sind jetzt noch zu teuer, aber man kann die leasen, schon für unter 200 Euro im Monat. Noch besser sind Leihautos. Die Stadt hat auch immer mehr Stromladestellen eingerichtet.
Schülerin Chantal: Als Schüler*in hat man ja verbilligte Fahrkarten, aber was soll ich als Erwachsene mit dem Deutschlandticket. Wer will schon freiwillig bis nach Duisburg fahren, da würde auch ein NRW-Ticket reichen und Greifswald liegt für mich in einer anderen Welt. Wieder so eine Kopfgeburt der Politiker da oben. Das hat für das Leben in Bonn und im Umland keinen Vorteil. Besser wäre es, die Pünktlichkeit und den Fahrkomfort zu verbessern.
Schüler Kevin: Da kommt der Bus – endlich. Schaut mal, das ist einer mit Stromantrieb. Den hört man gar nicht. Voll geil, eh.
Lehrer: Ja, da wartet man gerne mal, wenn man so bequem umweltfreundlich sein kann. Aber Busse und Bahnen müssen noch attraktiver und umweltfreundlicher werden. Da hat die Kommune viele Möglichkeiten. Gerade ihr jungen Leute ohne Auto müsst da Druck machen und bei der Verkehrmittelwahl Vorbild sein, wollt ihr nicht eure Zukunft verspielen.
Älterer Herr: Euer Lehrer hat Recht. Unsere Elterngeneration ist durch den Zweiten Weltkrieg um ihre Jugend betrogen worden. Sorgt ihr jungen Leute dafür, dass ihr nicht um eure Zukunft betrogen werdet. Es gibt viele Chancen für euer Engagement hier in Bonn. Ihr seid Bonn, ihr seid die Zukunft. Tut was!
Es folgt eine Anzeige unserer Unterstützer*innen/in eigener Sache.
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