Unter Leuten

Entdeckungen am Straßenrand


Walter Rodenstock


Alles muss raus
Foto: Giesler.pixelio.

Morgen ist bei uns im Quartier Sperrmüll. Heute stelle ich wieder mal Überflüssiges, aber noch Brauchbares für die Sammler*innen raus.
Damals hatte ich als Student meinen ersten Haushalt mit gesammeltem Sperrmüll eingerichtet. Das war immer wieder eine Entdeckungsreise. Der Reiz hält noch heute an.

Nachbarin 1: Na Herr Rodenstock, misten Sie auch mal wieder aus?

Rodenstock: Ja, da hat sich so einiges angesammelt. Nach all den vielen Jahren muss man sich doch immer wieder einen gehörigen Ruck geben, auch von liebgewordenen Dingen loszulassen. Aber ich entdecke immer wieder auch Neues in den Sperrmüllhaufen. So will es einfach nicht weniger werden.

Nachbarin 1: Geht mir auch so. Nach dem Tod meines Mannes bin ich in der Wohnung geblieben, aber seine Anzüge, Hemden und Hosen habe ich gleich zur Kleiderkammer der Arbeiterwohlfahrt gegeben, nur diese vielen Werkzeuge – damit kann ich doch nichts anfangen und wegwerfen traue ich mich auch nicht.

Nachbar 2: Wie ich sehe, haben die noch einen Wert und so mancher würde sich doch sehr freuen, diese für lau zu erhalten. Außerdem gibt es doch Gebrauchtwarenläden.
Übrigens auch BonnOrange bietet auf seiner Seite gut sortiert Gebrauchtes an:
https://www.verschenkmarkt-bonn.de/

Junger Mann: Haben Sie schon von der „Leihbar“ in Bonn gehört. Gute Idee, da muss man doch nicht alles selber besitzen.
Ich kauf mir nicht Sachen, die ich nur ab und zu oder selten brauche. Leihen ist super!

Junge Frau: Kleidung kaufe ich nur secondhand. Da sind wir jungen Leute ganz anders als die Alten, die immer alles horten. Aber ich gehe auch regelmäßig auf Entdeckungstour bei Sperrmüllterminen. Mitunter gibt es echt affengeile Dinge, die aus der Zeit gefallen sind, voll vintage. Wenn ich was nicht selber brauche, dann verkaufe ich dies auf dem Flohmarkt. Dabei entdecke ich immer wieder die verrücktesten Sachen.

Alleinerziehende Mutter: Ich habe auch so manches beim Sperrmüll ergattert. So konnte ich viel sparen bei den Kindersachen.
Was glauben Sie, was heutzutage ein Kind alles braucht, abgesehen vom Kinderwagen und Spielsachen.
Als Alleinerziehende kommt man da finanziell nicht mit. Es ist unvorstellbar, was andere Leute alles an heilen Sachen rausstellen. Alle paar Jahre neue Möbel, Stereoanlage…

Nachbarin 1: Moment Mal, also Elektronik gehört zu den Dingen, die man nicht rausstellen darf, man muss die zu den Wertstoffhöfen bringen.

Ein Transit Ford hält; ein Mann steigt aus und fragt: Sie haben Metall? Ich alles nehmen. Auch Elektrisches. Immer Wagen voll.
Nicht jeder Stadtteil gleich gut, aber es lohnt sich. Familie in Polen freut sich, wenn ich alte Sachen zu Geld mache und dies nach Hause schicke.

Nachbar 2: Nehmen Sie auch Fernseher und Staubsauger? Ich habe noch was im Keller. Kommen Sie mit.

Junge Mutter: Ärgerlich ist es aber schon, wenn die gewerblichen Sammler den Tag vorher durch unsere Straße ziehen mit ihren alten Lastwagen und dem stinkenden Diesel. Der Lärm hält ja bis in den späten Abend an. Und dann das wilde Durcheinander durch neugierige Passant*innen.

Nachbarin 1: Die Stadt Bonn wollte es ja anders machen. In einem Pilotprojekt in ausgewählten Straßenzügen wurde der Sperrmülltermin abgeschafft und durch ein individuelles Rufsystem ersetzt. Doch das hat nicht so funktioniert wie ursprünglich gedacht. Wenn jemand einen zerlegten Schrank zur Abholung zu einem festen Termin vereinbart hatte, dann stellten Nachbarn unangemeldet noch ein Sofa und einen Küchentisch dazu und die Abholmannschaft von BonnOrange war von der Menge überfordert. Gottseidank hatte sich dieser Versuch nicht bewährt. „Sperrmüll wird in Bonn direkt am Straßenrand, ohne zusätzliche Gebühr, zu drei festen und einem flexiblen Termin, der von jedem Bonner Haushalt beauftragt werden kann, abgeholt.“ BonnOrange.

Nachbar 2: Ja, gute Ideen scheitern immer nur an den Menschen. Immer wieder sieht man, dass Kühlschränke, Waschmaschinen, PCs und dergleichen rausgestellt und konsequenterweise nicht abgeholt werden. So vermüllen Fußwege und Grünflächen. Dabei hat BonnOrange im jährlichen Abfallplaner alles verständlich erklärt.

Nachbarin 1: Da muss noch mehr Aufklärung betrieben werden, denn eigentlich ist doch Sperrmüll sehr sinnvoll und gut für die Umwelt. Weiternutzen und Wiederverwerten ist doch besser als Neukauf.
Sperrmüll schont den Geldbeutel und – was noch mehr zählt angesichts des Klimawandels – spart Ressourcen.

Rodenstock: Die Wegwerfmentalität ist letztlich ein Mangel an Phantasie, was man mit dem Zeug noch machen könnte. Sperrmüll ist zudem immer wieder eine Entdeckungstour wert.

Junger Mann: Jetzt muss ich aber weiter. Da hinten ist ein sehr vielversprechender großer Haufen. Guten Abend zusammen!

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