Hochwasserschutz in Bonn und Köln
Hochwasser und Überschwemmungen sind immer wieder Meldungen in den Nachrichten. Oft treffen die Folgen die Bevölkerung in den jeweiligen Gebieten. Besonders in ärmeren Ländern stellen die Auswirkungen die Menschen vor große Herausforderungen, wie 2010 in Pakistan oder 2011 in Thailand. In Deutschland traten das letzte Mal im Sommer 2013 die Flüsse über die Ufer und verursachten vor allem im Osten Deutschlands immense Schäden. Auch in unserer Region gehören Hochwasser zum Alltag.
Sie lesen einen Beitrag aus dem Jahre 2015
Cynthia Roggenkamp
Flüsse führen mal mehr mal weniger Wasser. Schwankende Pegelstände sind im Jahresverlauf ganz natürlich. Steigt die Wassermenge über einen normalen Wasserstand spricht man von Hochwasser. Kritisch für die Bewohner in Flussnähe wird es dann, wenn der Pegel so weit steigt, dass der Fluss über die Ufer tritt und es zu Überschwemmungen kommt.
Doch welche Gründe führen zu Hochwasserereignissen? Hochwasser hat sowohl natürliche als auch anthropogene Ursachen, wobei der Einfluss der von Menschen verursachten heute eine größere Rolle spielt als noch vor einigen Jahrzehnten.
Als natürliche Ursachen sind Niederschläge zu nennen, deren Dauer und Intensität das Ausmaß des Hochwassers natürlicherweise beeinflussen. Genau wie Schmelzwasser, was hauptsächlich in den Frühjahrs- und Sommermonaten auftritt. Seit der Mensch durch Flussbegradigungen, wie die Oberrheinbegradigung im 19. Jahrhundert, und Laufverkürzungen den natürlichen Flusslauf beeinflusst, kommt es zu vermehrten Hochwasserereignissen. Durch diese Eingriffe hat sich die Fließgeschwindigkeit vergrößert, wodurch Fluten deutlich schneller sind als noch vor einigen Jahrzehnten. Auch der Verlust von Ausgleichsflächen, die oftmals für Gewerbe- oder Wohngebiet weichen mussten, Flächenversiegelungen, Entwaldung und Bodenverdichtungen, die eine Versickerung des Wassers verhindern und damit keine bzw. nur unzureichende Ausweichmöglichkeiten bieten, tragen dazu bei, dass die Hochwasserfolgen für die Bevölkerung schwerwiegender sind.
Auch der voranschreitende Klimawandel wird in Zukunft einen immer größeren Einfluss auf die Intensität und Häufigkeit von Hochwassern haben.
Doch nicht nur die Pegelstände der Flüsse können bei länger anhaltenden Niederschlagsmengen steigen, auch der Grundwasserspiegel steigt an, von dem eine besondere Gefahr ausgeht, die vielen unbekannt ist. Der Wasserdruck des steigenden Grundwassers kann zu Schäden an Gebäuden und zu Überflutungen führen. In Extremfällen ist der Druck so groß, dass es zum Einsturz von Gebäuden kommen kann.
Hochwasser am Rhein
Das Einzugsgebiet des Rheins gehört zu den am stärksten industrialisierten und besiedelten Regionen Europas. In ihm leben in neun europäischen Ländern und sieben deutschen Bundesländern insgesamt 60 Millionen Menschen. Hochwasser hat es in unserer Region seit jeher gegeben. Jedoch gibt es erst seit ca. 150 Jahren quantitative Aufzeichnungen, die konkrete Zahlen und Fakten über Hochwasserereignisse liefern.
Daten über Hochwasser aus der Zeit davor gibt es in Form von Hochwassermarken, Bildern oder Erzählungen, die in Chroniken festgehalten wurden. Diese geben zwar gute Hinweise auf Hochwasserereignisse, jedoch sind sie zu hinterfragen, da diese oft nur auf subjektiven Wahrnehmungen beruhen.
Die ältesten bekannten Hochwasserereignisse in Köln gehen bis ins Mittelalter zurück. Dies zeigt, dass die Stadt eine lange Hochwassergeschichte aufweist und mittlerweile aus diesen Erfahrungen gelernt und seine Lehren gezogen hat. Im 20. Jahrhundert gab es in Köln Phasen mit wenigen Hochwassern und Phasen mit vielen Hochwassern.
Besonders in den 1990er Jahren wurde die Stadt von extremen Wassermengen überflutet. Mit einem Abstand von gerade einmal 13 Monaten musste Köln zwei Hochwasser in kürzester Zeit hinnehmen, die zusammen einen Schaden von insgesamt 85 Millionen Euro verursacht haben. Im Jahr 1995 wurden dabei 1.740 ha des Stadtgebietes überflutet (Stadtgebiet insgesamt: 40.500 ha).
Welche Gebiete in Köln wie stark betroffen sind, zeigt eine digitale Gefahrenkarte, die online für jeden einsehbar ist (www.steb-koeln.de).
Hochwasserschutzkonzepte in Köln und Bonn
Heute setzt man seitens von Planern, Politikern und Organisationen sowohl auf präventiven als auch auf aktiven Hochwasserschutz. Beim präventiven Hochwasserschutz werden die Ursachen direkt bekämpft, indem in oberen Teilen der Einzugsgebiete von Flüssen Boden- und Vegetationsschutz betrieben wird. Beim aktiven Hochwasserschutz setzt man auf konkrete Maßnahmen, die die Bevölkerung und die Städte vor den Wassermassen schützen sollen. Dazu gehören z.B. Wasserschutzwände oder Deiche.
Darüber hinaus werden vier Einzelstrategien in Bezug auf eine Hochwasservorsorge verfolgt: Als erstes ist dies die Flächenvorsorge. Als Ziel wird hier verfolgt, dass in hochwassergefährdeten Gebieten möglichst kein Bauland mehr ausgewiesen wird. Als zweites ist die Bauvorsorge zu nennen, bei der es um eine hochwasserangepasste Bauweise geht, die Schäden durch Hochwasser an Gebäuden möglichst gering hält. Der dritte Punkt ist die Verhaltensvorsorge, die bei Hochwasser die Bevölkerung vor Ort warnt und in konkretes Handeln umgesetzt wird, welches schadensmindernd wirken soll. Der vierte und letzte Punkt ist die Risikovorsorge. Dies ist eine finanzielle Vorsorge, die im Ernstfall bei Schäden genutzt werden kann.
Neben diesen allgemein gültigen Plänen, Zielen und Vorsorgestrategien, haben viele Städte eigene Konzepte, die speziell auf die jeweiligen Bedürfnisse und Anforderungen angepasst sind.
In Köln gibt es ein solches auf die Stadt abgestimmtes Hochwasserschutzkonzept, welches im Jahr 2008 fertig gestellt wurde. Dies wurde als Resultat aus zwei Hochwasserereignissen in den 1990er Jahren am 01. Februar 1996 in Auftrag gegeben, für das seit 2004 die Stadtentwässerungsbetriebe Köln zuständig sind. Entlang des Rheins wurden auf Kölner Stadtgebiet in insgesamt 18 Abschnitten technische Maßnahmen umgesetzt. Dazu gehören oberirdische Maßnahmen wie mobile Wände, Wasserschutzwände und neue Deiche sowie unterirdische Maßnahmen, wie Anpassungen innerhalb der Kanalisation. Neben diesen baulichen Änderungen beinhaltet das Hochwasserschutzkonzept vor allem auch eine Ausweitung der Retentionsräume. Diese dienen als Aufnahme- und Rückhalteflächen für das Rheinwasser. So wird dem Rhein insgesamt mehr Raum gegeben, den er dringend benötigt.
In Bonn wurde bereits 1999 ein Hochwasserschutzkonzept für die im Ernstfall betroffenen Stadtteile beschlossen. Die Gesamtlänge des Rheins beträgt auf Bonner Stadtgebiet 17,8 km. Ab einem Wasserstand von 7 m tritt der Rhein über die Beueler Ufermauer, ab einer Höhe von ca. 8 m kommt es auf beiden Rheinseiten in Bonn zu Überflutungen der ersten Straßen. 7 km Deiche und 14,7 km Ufermauern schützen die rheinnahen Stadtteile vor Überschwemmungen.
Vorrangige Ziele des Bonner Hochwasserschutzkonzeptes sind zum einen die Erhaltung bzw. Vergrößerung von Retentionsräumen, Entsiegelungen und die Erhaltung von Freiflächen, wie der Lausacker, die Rheinaue Nord und das Meßdorfer Feld sowie zum anderen die Bereitstellung von mobilen Schutzmauern.
Informationen rund um den Hochwasserschutz
In Köln ist die Hochwasserschutzzentrale die erste Ansprechstation wenn es um Informationen rund um das Thema Hochwasser geht.
In Bonn kann jeder den aktuellen Pegelstand des Rheins online unter pegel.bonn.de abrufen. Dieser wird vom Tiefbauamt Bonn, dem Kataster- und Vermessungsamt Bonn sowie dem Wasser- und Schifffahrtsamt Duisburg bereitgestellt und im 15-Minuten-Takt aktualisiert. Darüber hinaus stehen der Bevölkerung aktuelle Hochwassermeldungen vom Hochwassermeldezentrum RHEIN in Mainz zur Verfügung. Ein weiterer Service ist ein Stadtplan, in dem Überschwemmungsgebiete bei verschiedenen Pegelständen und Überschwemmungsflächen, die durch aufsteigendes Grundwasser betroffen wären, dargestellt werden.
Insgesamt gibt die Stadt Bonn Informationen zu verschiedenen Themenbereiche, wie Anwohnerinfos, Informationen zu Bauvorhaben in Rheinnähe, zu gefährdeten Bereichen oder zu Einsatz und Kontrolle der Hilfsmaßnahmen im Notfall. Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung hat eine Hochwasserschutzfibel mit allgemeinen Informationen und speziellen für den Objektschutz und die bauliche Vorsorge veröffentlicht. Diese ist frei zugänglich.
Fazit
Heute gibt es exakt ausgearbeitete Hochwasserschutzkonzepte und Frühwarnsysteme um Schäden durch Hochwasser möglichst gering zu halten. Doch eines muss klar sein, egal wie gut diese Maßnahmen sind, eine absolute Sicherheit gibt es nicht und wird es in Zukunft auch nicht geben. Im Gegenteil: Durch die bisherigen Eingriffe in den Flusslauf des Rheins und die Klimaveränderungen, die in den nächsten Jahrzehnten auf uns zukommen, wird die Gefahr eher noch weiter zunehmen.
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