Als meine Redaktionskollegin den Vorschlag machte, doch einmal das Sommerloch zu suchen, war mein Gesichtsausdruck sehr perplex. Doch nach und nach fand ich Gefallen an der Idee und machte mich auf die Suche nach dem Sommerloch.
Löcher gab und gibt es reichlich in Bonn, und schon gehen wir los.
Das Bonner Loch
Wenn in Bonn über Löcher gesprochen wird, darf eins nicht fehlen, das „Bonner Loch“. Wer ab Mitte der 1970 Jahre durch die Poststraße Richtung Hauptbahnhof ging, passierte das Bonner Loch kurz vor dem Übergang zum Hauptbahnhof.
Es war ein gut gemeinter Aufenthaltsort, der durch seine terrassenförmige Anordnung an ein Amphitheater erinnerte. So war es auch gedacht, denn hier sollten Konzerte der damals beliebten Veranstaltung Bonner Sommer stattfinden.
Doch die Alkohol und Drogenszene machte hier schnell einen Strich durch diese Planung. Die Szene fand diesen Ort so toll, dass sie ihn gleich unter Beschlag nahm. Alle Bemühungen der Stadt, hier Abhilfe zu schaffen, misslangen, die Szene blieb hartnäckig. Es war ja auch alles da, die Versorgung mit „Stoff“ funktionierte, und das „Leergut“ konnte auf einer öffentlichen Toilette entsorgt werden.
Im Jahr 2005 wurde der erste Schritt zur Neuplanung des gesamten sogenannten Bahnhofsvorplatzes getan. Nach vielem hin und her wurde ungefähr 2018 das Bonner Loch „dem Erdboden gleich gemacht“ und auf der Grundfläche entstand „Urban Soul“, eine massive Bebauung direkt vor dem Bonner Hauptbahnhof.
Viele Bürger*innen ärgerten sich über die Bebauung, ohne einen Bahnhofsvorplatz einzuplanen. Sehr viele Bauchschmerzen bekommt die Bonner Bevölkerung auch darüber, dass sich die Stadt Bonn aufgrund fehlender rechtlicher Absicherung auf den Verlust von 10 Millionen Euro bei den Einnahmen einstellen muss. Ein weiteres Loch in der Haushaltskasse.
Die Bonner U-Bahn
Als damals noch Bundeshauptstadt musste Bonn natürlich auch eine U-Bahn bekommen. Bereits im Jahre 1967 wurde begonnen, ein U-Bahn Konzept zu entwickeln. 1975 war es dann soweit, der Tunnel vor dem Hauptbahnhof wurde eröffnet. Vereinigt wurden in dieser Station die folgenden Linien:
Die Linie S, damals Siegburg-Bonn und die Linie H, Bad Honnef-Bonn, jetzt als Linie 66 von Siegburg bis Bad Honnef mit modernen Stadtbahnen fahrend.
Die von den Köln-Bonner-Eisenbahnen, im Volksmund auch „Kappes-Buure-Express“ genannt, betriebene Vorgebirgsbahn von Köln nach Bonn-Rheinuferbahnhof war jetzt die Linie 18 und fuhr bis Bonn Hauptbahnhof. Ebenso die Rheinuferbahn bringt uns als Linie 16 von Köln nach Bad Godesberg.
Der Schürmann Bau
Über ein weiters Loch kann ich aus dem Regierungsviertel berichten. Hier wurde es dem Bundestag in den 1980er Jahren zu eng und es wurde beschlossen, zur Erweiterung einige Neubauten zu erstellen.
In der Ausschreibung setzte sich das Kölner Büro Schürmann durch. Die Älteren unter uns wissen was jetzt kommt. Ende der 1980er Jahre wurde ein großes Loch gegraben, in welches eine Wanne gesetzt wurde, die das neue Gebäude des Bundestages tragen sollte.
Als der Rhein im Jahre 1993 kurz vor Weihnachten den höchsten Stand von 10,13 Metern erreichte, stieg danach der Grundwasserspiegel. In dieser Situation hätte die Wanne, die eine Tiefgarage werden sollte, geflutet werden müssen, was durch unterschiedliche „Zuständigkeiten“ verhindert wurde. Die Teile einer dort gelagerten teuren Lüftungsanlage sollten nicht dem Wasser geopfert werden.
Der im Rohbau befindliche Bau schwamm auf, und das Gebäude hob sich stellenweise bis zu 70 Zentimetern.
Es entbrannte ein langer und heftiger politischer als auch juristischer Streit um die Schuldfrage.
Im Juli 1997 wurde beschlossen, das Gebäude zu sanieren. Der Bundestag war schon in Berlin, die Frage des mangelnden Platzes für den Bundestag stellte sich nicht mehr. Bonn expandierte trotz aller Unkenrufe zum Trotz und so zog die „Deutsche Welle“ dort ein. Jetzt zieht schon bald wieder aus.
Löcher in der Straße
Viele Löcher, die dort nicht hingehören, finden wir unter den Bonner Straßen. Diese entstehen durch Unterspülungen, meist durch „Löcher“ im Kanalsystem verursacht. Da entsteht schon einmal das eine oder andere „PKWfressende Loch“. Einen größeren Einsatz hatte die Feuerwehr zum Beispiel in Mehlem, als ein Betonmischer ein vorhandenes „Loch“ mit Beton verfüllen sollte, dabei Opfer eines weiteren „Loches“ wurde.
In Nähe der Beethovenhalle verschwand vor kurzem ein ganzer Bagger in einem „Loch“.
Fazit:
Das Sommerloch muss nicht lange gesucht werden, es ist allgegenwärtig. Ob in Form des Bonner Loches, als Baugrube oder unter der Teerdecke unserer Straßen. Sicherlich finden wir noch eine Menge sicht- und unsichtbare „Löcher“ nicht nur in Bonn. Nicht eingehen möchte ich auf die „Schwarzen Löcher“ im All, das würde sicher eine eigene Seite erforderlich machen.
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