Jahresbericht der BUND-Kreisgruppe Bonn 2022

28. Mai 2023 | Umwelt | 0 Kommentare

Kreisgruppe BUND Bonn


Wie jedes Jahr möchten wir einen kursorischen Überblick über die vielfältigen Aktivitäten der Kreisgruppe im vergangenen Jahr geben. Weitere Informationen zu den einzelnen Bereichen finden sich – wie auch immer alle aktuellen Termine – auf unserer Homepage https://bonn.bund.net/.

Bis zum Sommer hielt BFDlerin Mariana Duffles de Almeida Santos die Stellung im Ökozentrum und kümmerte sich trotz der Pandemie erfolgreich um die Erstellung der Bonner Umwelt Zeitung. Doris Hugo unterstützte sie bis Ende März. Seit Juli 2022 ist Julia Oberdörfer dabei, die momentan den Laden alleine „schmeißt“.

Der Naturnahe Schaugarten in Berkum entwickelt sich weiterhin gut und ist überregional eine Referenzfläche für biodiversitätsförderndes Gärtnern im besiedelten Raum. Bei den Jätetreffen werden interessierte Bürgerinnen und Bürger informiert und beraten. Auch in der Presse wird regelmäßig darüber berichtet. Leider wurde durch den frisch angelegten Magerstandort die Leitung für eine Elektroautoladestation gelegt, so dass hier neu gepflanzt werden muss. Auch die Modellflächen Straßenbegleitgrün wurden von kommunalen Arbeiten beeinträchtigt, dort wurde, entgegen unseren Bitten im Herbst gemäht.

Unsere Fläche auf dem Rodderberg brachte auch 2022 eine ordentliche Ernte an Äpfeln hervor, die wir im Rahmen der Versaftungsaktion der Biostation in leckeren Apfelsaft verwandelten.Bei der Ernte kletterten einige Mitglieder bis in die höchsten Wipfel der Apfelbäume. Bei unseren monatlichen Aktiventreffen am 2. Mittwoch genießen wir den hervorragenden Apfelsaft. Da Obstbäume um lange zu leben einen regelmäßigen Pflegeschnitt benötigen, wurde für den Winter 22/23 ein Obstbaumschnitt-Einsatz zusammen mit einem Fachmann geplant (und Anfang März 2023 erfolgreich durchgeführt.).

Auf dem Waldgrundstück am Haager Weg, daszwischen Quellgebiet und Oberlauf des Engelbachs liegt, harrt weiter seiner Umsetzung als Mittelwaldprojekt, da der BUND-Gruppe auch dieses Jahr Zeit und Kräfte fehlten. Leider mussten wir der Verkehrsicherungspflicht nachkommen und Fällungen vornehmen. Dabei hat Stephan Brus unserer Kreisgruppe durch seine Umsicht und durch sein Engagement viel Geld eingespart.
2021 haben wir ein Grundstück bei Oberholtorf mehr oder weniger geschenkt bekommen. Das Grundstück ist so zugewachsen, dass wir dort 2022 erst einmal relativ massiv eingreifen mussten. Die Beschwerden der Grundstücksnachbarn konnten wir teilweise befrieden, aber hier ist noch sehr viel Arbeit zu investieren, bis die Fläche als Vorzeigefläche fungieren kann.

Auf der Buschdorfer Wiese haben wir in mehreren Einsätzen einige Flächen von Brombeeren befreit und neue Wege freigeschnitten, zuletzt im Dezember bei strahlendem Sonnenschein.

Als anerkannter Naturschutzverband arbeiten wir aktiv im Naturschutzbeirat der Stadt Bonn mit (Ulrike Aufderheide und Diethelm Schneider sowie Karin Rinne-Funteh und Stephan Brus als Stellvertreter). Im Moment beschäftigt uns der Vorschlag für eine Einrichtung eines Mountainbike-Downhill-Korridors. Im Naturschutzbeirat wurde dies bisher nur als Mitteilungsvorlage thematisiert, aber es wurde kontrovers diskutiert. Wir lehnen das im Folgenden beschriebene geplante Vorhaben ab:

Downhill-Fahrer am Venusberg, die Strecken befahren, die für „normale“ Mountainbike-Fahrer viel zu steil wären. Hier hat uns Michael Schaake, der vor Ort wohnt, auf ein echtes Problem aufmerksam gemacht, weil dort im Landschaftsschutzgebiet massive Beeinträchtigungen der Flora und Fauna durch die Downhill-Fahrer eingetreten sind. Die Politik will die illegalen Trails legalisieren, obwohl die Beschädigungen der Wurzeln dort Hangrutsche heraufbeschwören. Die Funktion der Bäume am Hang wird vonseiten der Politik ignoriert.

Zu Bebauungsplänen erstellte Herbert Weber fachliche Stellungnahmen gemäß § 63 Bundesnaturschutzgesetz. Die Flächenversiegelung geht weiter, neue Gebäudeflächen für Büronutzung werden weiter ausgewiesen, wie z.B. an der Justus-von-Liebig-Straße. Aber auch beim stofflichen Ressourcenverbrauch ist keine Wende in Sicht. So sollen auf dem Gelände der Bundesliegenschaft an der Rochusstraße Bestandsgebäude abgerissen und durch neue ersetzt werden. Aus Sicht des Artenschutzes besonders gravierend ist auch die fortgesetzte Weigerung der Stadt Bonn, rechtlichen Verpflichtungen nachzukommen und in ihre Bebauungspläne verbindliche Festsetzungen zum wirksamen Schutz der Vögel vor Kollisionen mit Fensterflächen und spiegelnden Fassaden aufzunehmen. Einen Hoffnungsschimmer gibt es inzwischen im Fall der geplanten Bebauung der „Deichmanns Aue“: Die Bezirksvertretung Bad Godesberg hat im Januar 2023 der Fortführung des Bebauungsplanverfahrens auf Grundlage der Ergebnisse der städtebaulichen Mehrfachbeauftragung und der Artenschutzuntersuchungen I und II nicht zugestimmt.

Ebenfalls konnten wir zur Neuaufstellung des „Regionalplan Köln“ Stellung beziehen. Leider wird dieser für die Raumentwicklung der nächsten beiden Jahrzehnte grundlegende Plan den Herausforderungen der Biodiversitäts- und Klimakrise nicht gerecht und dient nun noch mehr als schon bisher vornehmlich der Wirtschaftsförderung. Aus Sicht des Arten- und Klimaschutzes ist z.B. die Beibehaltung der Ausweisung eines kommunenübergreifenden, insgesamt mehr als 50 ha großen Gebietes östlich der A59 zwischen Vilich-Müldorf und St. Augustin als ASB (Allgemeiner Siedlungsbereich) überaus problematisch. Dieser Raum hat eine klimaökologisch sehr hohe Bedeutung, fungiert z.B. auch als Kompensationsraum für Eingriffe der DB AG (S13) und übernimmt wichtige Verbund- und Lebensraumfunktionen, u.a. auch für Kreuzkröte und Zauneidechse. Auch an weiteren planerischen Optionen zur Bebauung im Außenbereich – z.B. im Raum Röttgen/Ückesdorf sowie Hoholz – wird festgehalten.

Auch zum Ausbau der A 565 zwischen Bonn-Endenich und dem Autobahnkreuz Bonn-Nord haben wir Stellung bezogen. In unserer Kritik an dem sogenannten 1. Deckblattverfahren stand insbesondere das unveränderte Beharren an der massiven Ausbauplanung. Das Projekt soll allen umweltpolitischen Bedenken zum Trotz und auf der Grundlage einer veralteten Datenlage durchgezogen werden.

Aber auch die innerstädtische Bebauung bereitet weiterhin Sorgen. Die „Pflegemaßnahmen“ der Stadt Bonn, die besser als Grünbeseitigungsmaßnahmen zu betiteln wären, sorgen immer wieder für Ärger bei den Aktiven der BUND-Kreisgruppe. Als besonders gravierend erwies sich hierbei das Vorgehen der Unteren Naturschutzbehörde auf dem Annaberger Feld: Hier wurden im Namen der „Erhaltung des Landschaftsbildes“ (Obstbaumallee) auf weiten Strecken die für die Gebüschbrüter (z.B. Neuntöter, Dorngrasmücke) und Insekten überaus wichtigen Heckenstrukturen und Sträucher weitgehend auf den Stock gesetzt. Der Eingriff war so schwerwiegend, dass sich der Naturschutzbeirat zum Intervenieren gezwungen sah.

Die im Jahre 2021 von einem engagierten Bonner Bürger eingebrachten und von den Naturschutzverbänden BUND und NABU unterstützten Bürgeranträge zu den Themen Anstrahl- und Effektbeleuchtung, Schutz gegen Vogelkollisionen an Glas, Straßengrün sowie Besucherlenkung in Naturschutzgebieten waren 2022 Gegenstand der Beratung in verschiedenen Ausschüssen. Leider wurde bis zum Jahresende noch keiner dieser Anträge in verbindliches Handeln von Politik und Verwaltung umgesetzt. Einen Teilerfolg gab es für einen Antrag zu Müllsammelaktionen: Bonn picobello wird nun außerhalb der Brutzeit der Vögel durchgeführt. Dagegen weigert sich BonnOrange bisher, den Teil des Antrages beschlussgemäß umzusetzen, demzufolge Unterstützung für private Reinigungsaktionen in Grünflächen nur außerhalb der Brutzeit angeboten werden darf.

Diethelm Schneider vertritt uns weiterhin im Jagdbeirat der Stadt Bonn.

Wir wurden auch von Bürgerinitiativen (z.B. Freundeskreis „Lebenswertes Roleber“, BI Landschaftsschutz im Wingert) angesprochen und um Hilfe gebeten, die sich gegen Bebauungspläne in ihrer Nachbarschaft zur Wehr setzen, z. B. gegen die Bebauung der Freiflächen der ehemaligen Landwirtschaftskammer. Wir haben die Anliegen u.a. durch Artikel in der Bonner Umwelt Zeitung unterstützt. Die neue Ratskoalition scheint hier nichts grundlegend ändern zu wollen. Die BI Landschaftsschutz im Wingert hat oberhalb vom Clemens-August-Platz in Poppelsdorf einen Naturlehrpfad erstellt und dafür die Kooperation mit dem BUND erbeten, die wir gerne eingegangen sind. Auf acht Tafeln kann man sich nun über die Pflanzen und Tierwelt unserer Heimat informieren.
Die BUND KG Bonn beteiligt sich an dem Bündnis „Bonn wählt nachhaltig“ (https://bonn-waehlt-nachhaltig.de – weitere Bündnispartner: Lebenswerte Region Bonn-Siebengebirge, Zukunftsfähiges Bonn, VCD KG Bonn/Rhein-Sieg/Ahr, Ökozentrum Bonn, Verkehrsforum und Nabu Bonn), bei dem die Landtagskandidat*innen zu einigen Themenkomplexen aus dem Bereichen Naturschutz, Klimaschutz, Regionalplanung, Verkehr und Bürgerbeteiligung befragt wurden. Die Antworten haben wir online gestellt. Die Antworten wurden von den Bündnis-Partnern auf ihren Verbandsseiten in der Bonner Umwelt Zeitung kommentiert.

In der Bonner Umwelt Zeitung haben wir auch 2022 verstärkt den Baumschutz angesprochen – es werden in Bonn einfach zu viele insbesondere alte Bäume gefällt. Bei Bauvorhaben spielt Baumschutz überhaupt keine Rolle – wenn Investoren Bäume bei Bauvorhaben stören, kommen sie einfach weg. Dabei können gerade alte Bäume im Stadtgebiet die immer stärker bemerkbare Aufheizung im Sommer durch ihre „Verdunstungskälte“ begrenzen und so dafür sorgen, dass die Stadt lebenswert bleibt. Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und Baumschutz sowie Flächenversiegelung sollten in Bonn nicht gegeneinander ausgespielt werden. Bezahlbarer Wohnraum sollte in Bonn vorrangig auf bereits versiegelten Flächen erfolgen, anstatt Flächen wiederholt für weitere Bürobauten zu genehmigen. Dabei sollte der Bestandsschutz für Bäume verbessert werden. Die Stadtverwaltung arbeitet seit vielen Monaten an einer Verbesserung der Baumschutzsatzung, die 2023 im Stadtrat beraten und beschlossen werden soll. Die BUND KG Bonn wartet gespannt auf das Ergebnis, um die Beratungen im Stadtrat (falls notwendig) kritisch zu begleiten. Im Zusammenhang mit dem Baumschutz und den steigenden Temperaturen in Bonn sind auch Maßnahmen zu einer Schwammstadt wichtig. Andere Städte machen vor, wie das Regenwasser an die Baumwurzeln geleitet werden kann, anstatt es möglichst schnell in der Kanalisation verschwinden zu lassen und so dem Grundwasser zu entziehen.

Die Demo „Wir haben es satt“ fand 2022 in anderer Form statt. Am 17.01.2022 wurde mit 10.000 Fußabdrücken vor dem Kanzleramt symbolisch für die Agrarwende protestiert (www.wir-haben-es-satt.de). Agrarfabriken, Artensterben durch die industrialisierte Landwirtschaft und Gentechnik sind leider Dauerthemen.

Die Veranstaltungen Frühlingsmarkt und Tag der Artenvielfalt fanden nach 2022 erstmals seit der Pandemie wieder statt. Die BUND-Kreisgruppe präsentierte sich erfolgreich auf beiden Events.
Die BUND-Kreisgruppe Bonn beteiligte sich auch an Bonn for Future. Andreas Schütt nahm an allen Klimaforen teil und besuchte weitere Veranstaltungen insbesondere mit dem Fokus auf erneuerbare Nahwärmenutzung im Gebäudebestand und sinnvoller Einbindung der engagierten Stadtgesellschaft durch die Stadtverwaltung.

2022 führten wir auch unsere Gespräche mit David Baier, dem Leiter des Amtes für Umwelt und Stadtgrün, fort. Dabei ging es unter anderem um den Stand des Entwurfs zur Verbesserung der Bonner Baumschutzsatzung und den Bürgerantrag der Initiative Bäume für Bonn, den die BUND-Kreisgruppe unterstützt hat und dem der Bürgerbeteiligungsausschuss des Stadtrats inzwischen zugestimmt hat.

Die BUND-Kreisgruppe hat sich dem in dem 2022 gegründeten Aktionsbündnis „StadtGRÜN erhalten!“ angeschlossen. Informationen über Zielsetzung und Selbstverständnis der im Aktionsbündnis teilnehmenden Mitgliedsorganisationen sowie weitere Informationen sind auf der Webseite www.stadtgruen-erhalten.de zu finden.
Bei der Entwicklung des Freiraumplans der Stadt Bonn wurden Vertreter der BUND-Kreisgruppe zu Workshops mit anderen Stakeholdern eingeladen. Im Frühjahr 2023 wird die Bürgerbeteiligung über www.Bonn-macht-mit.de erfolgen.

Auch 2022 war der BUND Bonn wieder auf einer Parzelle von „meine Ernte“ in Bonn-Buschdorf dabei. Das Feld wurde wie gewohnt vorab bepflanzt und eingesät. Durch die anhaltende Trockenheit vor der Eröffnung des Felds am 8. Mai hatten es die Jungpflanzen dieses Jahr jedoch schwer. Einiges musste neu ausgesät und gepflanzt werden. Die vorgezogenen Tomaten-, Zucchini- und Kürbispflanzen wuchsen dafür wieder üppig, auch auf über das „Wunschbeet“ hinaus. Dort kamen aus der Saison davor reichlich Kapuzinerkresse und Borretsch wieder – ein leckeres Blumenbeet für Auge und Insekten.

Der Klimastreik von Fridays for Future am 25.03.2022 und 23.09.2022 wurde von uns unterstützt, wenn auch nicht so zahlreich wie drei Jahre zuvor.

Eine kleine Arbeitsgruppe hat unsere Homepage auf das neue Content-Management-System (CMS) des BUND-Bundesverbandes umgestellt und dabei auch gehörig aufgeräumt. Im Herbst 2022 konnten wir die Ergebnisse dank dem unermüdlichen Einsatz von Lena Niederweis online präsentieren. Sie kann sich sehen lassen – schauen Sie doch mal unter www.bonn.bund.net.

Im Herbst 2021 wurde die Seilbahnplanung wieder aktuell. Die standardisierte Bewertung, die vor ein paar Jahren beauftragt wurde, ergab einen sehr guten Faktor von 1,6, so dass die Maßnahme förderungsfähig ist. Die BUND-Kreisgruppe hat sich bisher überwiegend positiv zur Seilbahn geäußert, da sie eine neue, bisher nichtexistierende ÖPNV-Verbindung in Ost-West-Richtung auch über den Rhein ermöglicht. Voraussetzung für eine uneingeschränkte Unterstützung ist allerdings, dass Naturschutzbelange ausreichend berücksichtigt werden. Neben dem Fällen von Bäumen für Masten ist auch Vogelschlag am Seil ein Thema, der insbesondere über dem Rhein durch geeignete technische Maßnahmen minimiert werden muss. Leider gibt es weder aus Köln noch aus Koblenz entsprechende Erfahrungen hierzu. Am 1. und 2. April 2022 nutzte der BUND die Gelegenheit, seine Position und begleitenden Empfehlungen einer breiten Öffentlichkeit auf einem von der Stadt Bonn organisierten „Infomarkt Tag der Seilbahn“ zu vermitteln. Uwe Lipke hält den Kontakt zur Pro-Seilbahn-Initiative, bei der VCD, ADFC, der Verein Lebenswerte Region Bonn-Siebengebirge sowie eine Anwohnerinitiative kräftig mitmischen. Wir haben damit die Möglichkeit, kritische Themen bereits in der Planung einzubringen, und nicht erst am Ende einen Abwehrkampf zu führen. Die Gruppe hat mittlerweile Kontakt mit dem planenden Ingenieurbüro und bringt Vorschläge und Hinweise in den Planungsprozess ein.

Ein Beitrag des BUND Bonn.

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