Der Klimawandel im Kottenforst

18. April 2020 | Ökologie, Interview | 0 Kommentare

Interview mit dem Bonner Stadtförster

Der Kottenforst am Venusberg ist mit dem Naturwaldsiegel ausgezeichnet. Dies gewährleistet eine natürliche Handhabung. Dennoch leidet auch dieser Wald unter dem Klimawandel und benötigt somit besondere Aufmerksamkeit. Um ihn aufrecht zu erhalten, müssen neue Bäume gepflanzt und die Schäden, die entstanden sind, behoben werden. Unser Stadtförster Sebastian Korintenberg gab uns einen kleinen Einblick in die momentane Situation des Kottenforst

Sebastian Korintenberg

Gibt es Naturwaldzellen oder Wildnis Gebiete im Kottenforst?

Im Kottenforst gibt es zwei Naturwaldzellen und insgesamt 180 Hektar Wildnis Gebiete.

Welche Baumarten sollten vor dem Hintergrund des Klimawandels bevorzugt im Bonner Wald erhalten bzw. gepflanzt werden?

Da der Klimawandel sehr schwierig in seiner Entwicklung zu prognostizieren ist, helfen uns hier Klimamodelle weiter, die Standort, Niederschlag und andere Faktoren mit einbeziehen.

Nach den aktuellen Informationen ist im Kottenforst auf die Eiche, Hainbuche und Winterlinde zu setzten. Aktuell wird auch über neue Baumarten im Ökosystem Wald gesprochen, was aber kontrovers diskutiert wird.

Der Bonner Stadtwald ist mit dem Naturland-Siegel zertifiziert. Was bedeutet das für seine Pflege und Bewirtschaftung?

Das Naturlandzertifikat gewährleistet, dass der Wald naturnah bewirtschaftet wird. Dabei spielt der Erhalt der Ökosystemqualität, der Schutz des Waldbodens, eine schonende Wälder Schließung, der Erhalt der natürlichen Artenvielfalt und Walddynamik und das Ausweisen von Referenzflächen eine große Rolle.

Naturland überprüft seine Betriebe regelmäßig und sichert dadurch eine umfassende und nachvollziehbare Dokumentation der Bewirtschaftung.

Wie stark sind in städtischen Waldgebieten die Schäden durch Borkenkäfer und Pilzbefall ? Was passiert mit den geschädigten Bäumen?

Seit dem Jahr 2017 hat speziell der Borkenkäfer den Fichten im Bonner Stadtwald kräftig zugesetzt.

Aktuell sind nur noch wenige Fichten vital und ein weiterer heißer Sommer wird hier weitere Schäden hinterlassen, so dass es im gesamten Kottenforst bald nur noch sehr wenige Fichtegeben wird.

Die geschädigten Bäume werden teilweise gefällt und vermarktet. Einen Teil der befallenen Bäume lässt die Stadt Bonn als stehendes und liegendes Totholz im Wald, um diese als Lebensraum für verschiedene Waldbewohner zu belassen.

Nur in der Nähe von Waldwegen müssen die befallenen Bäume komplett entnommen werden, damit sich die Waldbesucher*innen sicher im Wald erholen können.

Was wird unternommen, um die Schäden auszugleichen?

Durch die flächigen Borkenkäferschäden hat die Stadt Bonn die Chance erhalten, hier klimastabile Baumarten zu pflanzen, für die vorher nicht genug Platz und Licht da waren.

Es werden beispielsweise auf den Kahlflächen truppweise Eichen mit Hainbuchen und Winterlinden als Begleitbaumarten gepflanzt. In den Zwischenräumen kann sich dann über die Naturverjüngung der Wald natürlich entwickeln.

Speziell die Eiche hat es sehr schwer, in geschlossenen Waldbeständen hochzukommen. Somit hat die aktuelle Borkenkäferthematik für den Stadtwald einen positiven Nebeneffekt. Die Eiche kann gefördert werden.

Inwiefern werden Sie von „Wald und Holz NRW“ dabei unterstützt, die Klimawandelschäden zu bewältigen?

Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW versorgt uns mit sehr gutem Informationsmaterial. Zudem gibt es Fortbildungsveranstaltungen zum Thema Klimawandel und Baumartenwahl.

2018 wurde eine innovative Waldplattform durch das Land NRW (www.waldinfo.nrw.de) eingerichtet, die aus verschiedenen Fachgebieten Wissen bündelt.

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