Bambusbürsten im Badezimmer

1. November 2019 | Ökologie, Melanie Alessandra Moog, Nachhaltigkeit | 0 Kommentare

Der tägliche Beitrag zur Plastikvermeidung

Ein positiver Beitrag zur Reduzierung des Plastikmülls könnte der Umstieg auf Bambuszahnbürsten sein. Inwiefern sie im Vergleich zu herkömmlichen Zahnbürsten die Umwelt und die Zähne schützen können, welche Borsten für die Mundhygiene besonders geeignet sind und wie tief dafür in die Tasche gegriffen werden muss, das sind angesichts der zirka 6000 Tonnen des in Deutschland durch Zahnbürsten verursachten Plastikmülls interessante Fragen.

Melanie Alessandra Moog

Auch Kleinvieh macht Mist

Die Zahnbürste – zweifelsfrei ein ebenso persönlicher wie alltäglicher und nützlicher Gegenstand. Doch wieviel vermeidbarer Müll durch Plastikzahnbürsten während eines Menschenlebens verursacht wird, darüber sind wir uns kaum bewusst. Statistisch gesehen kommt die deutsche Bevölkerung pro Jahr auf 300 Millionen entsorgte Plastikzahnbürsten, wenn man davon ausgeht, dass die Zahnbürste alle drei Monate gewechselt wird, und wenn man einberechnet, dass ein Teil der Bevölkerung die elektrische Zahnbürste nutzt, deren Kopf austauschbar ist. Doch selbst im Fall der Nutzung der elektrischen Variante wird auf Reisen noch immer die herkömmliche Zahnbürste genutzt.

Der stilvolle Bürstenstiel

Das Zahnbürsten-Angebot in Supermarkt- und Drogerieregalen spiegelt kaum Reflexion über das Thema Plastikmüll wider: Zur Plastikzahnbürste kommt noch die transparente Kunststoffverpackung hinzu, damit die Kundschaft nach den bunten Farbvarianten der Bürsten auswählen kann. Plastikzahnbürsten gibt es in deiner Lieblingsfarbe. Aber, Moment mal! In einer Ecke des Regals wird man neuerdings auch anderweitig fündig: Zahnbürsten aus Bambusholz sind ein neuer Umwelt-Trend, zumal im Internet bereits seit längerem erhältlich. Und in schönen Farbvarianten zur Vermeidung von Verwechslungen im Mehrpersonenhaushalt gibt es sie auch. Dabei ist das untere Drittel des Griffs von einem schlichten Farbstreifen überzogen, während der Rest der Zahnbürste mit edlem und hochwertigem Natur-Look punktet. Zusätzlich ist die Zahnbürste nicht in Kunststoff eingeschweißt, sondern präsentiert sich in ökologisch sinnvollerer, zu 100 Prozent biologisch abbaubarer Kartonverpackung.

Der Preisunterschied von ca. einem Euro pro Zahnbürste lässt sich vielleicht allein schon wegen der originellen Optik des Produkts verkraften, der einen edlen Hauch Natur in den Zahnputzbecher zaubert – den Beitrag für die Umwelt ist der Euro allemal wert. Die Süßgrassorte Bambus als rasant nachwachsender Rohstoff – Bambus kann bis zu einen Meter pro Tag wachsen und 30 Meter hoch werden – wird vorrangig in teils FSC-zertifizierten kleinbäuerlichen Betrieben in China angebaut. Bambus ist zudem von Natur aus antibakteriell. Alternativ wird von einigen Herstellern auch heimisches Holz verwendet, was überschaubare Transportwege und besser nachzuvollziehende Produktionsbedingungen bietet – allerdings mit dem Nachteil, dass hier weniger schnell nachwachsende Rohstoffe verwendet werden.

Die Bürsten und ihre Borsten — Angebot und Entwicklungspotenzial

Die Frage nach den Borsten nachhaltigerer Zahnbürsten ist ein Knackpunkt. Traditionell wurden in Europa Schweineborsten zur Zahnpflege verwendet, die zu 100 Prozent kompostierbar sind. Allerdings sind Schweinehaare innen hohl und können daher mehr Bakterien beherbergen. Deshalb greifen moderne nachhaltigere Zahnbürsten mangels Alternativen leider häufig auf Nylon-4 oder Nylon-6 zurück, sogenanntes Bioplastik, das zwar aus Erdöl produziert, allerdings nach einigen Monaten biologisch abgebaut werden könnte. Hier gibt es allerdings aufgrund des Mangels seriöser Zulieferfirmen wenig Angebote, sodass eine der bekanntesten Bambuszahnbürstenmarken im deutschen Raum, Hydrophil, im Jahr 2016 auf konventionelles Nylon zurückgriff, während die schwedische Firma The Humble Toothbrush Nylon-6 verwendet. Alternativ hierzu findet sich eine innovative Mischung aus natürlichem Rizinusöl (62 Prozent) und Nylon (38 Prozent) in den Borsten der kanadischen Variante von Brush with Bamboo. Eine Herstellung von tauglichen Borsten aus reiner und gut abbaubarer Bambusviskose ist bisher noch nicht abschließend gelungen.

Um ein strahlendes Lächeln mit gutem Gewissen zu tragen, ist es, so wurde insgesamt deutlich, eine Alternative, Bambuszahnbürsten zu benutzen, die einen guten Beitrag zur Plastikvermeidung leisten. Wegen der Beschaffenheit ihrer Borsten empfiehlt es sich allerdings, den Bürstenkopf getrennt im Restmüll zu entsorgen. Perspektivisch dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis auch die Borsten der Bambusbürste das Nachhaltigkeits-Image vollständig verdienen.

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